Toxikologie der Sünde

In den letzten Jahren geht es in gesellschaftlichen Debatten vermehrt um Toxizität in zwischenmenschlichen Interaktionen: Handlungen und die dahinterstehenden Haltungen werden als giftig erlebt – Menschen wurden damit vergiftet und geben bestimmte Dynamiken weiter, indem sie andere damit vergiften. Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang häufig fällt ist z.B. der der toxischen Maskulinität. Ich empfinde das Wort toxisch als hilfreich, um ein soziales Phänomen sichtbar zu machen, das ansonsten schwer greifbar abläuft.

Nun zu einem anderen Begriff- das Wort „Sünde“ hat mir schon seit jeher Bauchschmerzen gemacht. Ich konnte damit oftmals nicht so viel anfangen. Für mich ist es aufgrund seiner historisch gewachsenen Verwendung viel zu stark auf sehr spezifische Handlungen, die (vermeintlich) für alle für immer gelten sollen, angewandt worden (Danke für nichts, Patriarchat!), weil sich damit Menschen natürlich auch sehr gut kontrollieren ließen und noch immer lassen.

Und ja, alle soziale Systeme basieren auf gemeinsamen Regeln, die von den Beteiligten Individuen akzeptiert und mitgetragen und umgesetzt werden. Das dient der Stabilisierung und Orientierung und ist insofern natürlich hilfreich, da wo sie allerdings moralische Bewertungen betreffen, wird es sehr schnell ziemlich heikel.

Nun können Regeln einerseits beschreiben, was eine Gruppe von Menschen tut. Oder mensch bezieht sich eher darauf, wie etwas getan wird, mit welcher hinterliegenden Haltung, Grundeinstellung usw.

Für mich hat Sünde schon seit einer Weile eher bedeutet, dass die Intention einer Handlung, die Motivation, die Haltung also, mit der ich etwas ausführe, ausschlaggebend ist dafür, ob ich etwas als Verfehlung, „Sünde“, als Unrecht einstufe oder nicht. Andererseits ist dafür auch ein Faktor, wie etwas von einer Person, die von meinem Handeln betroffen ist, erlebt wird.

(Ein biblisches Beispiel: Als Yeshua zu einer Frau sagte „Geh fort und sündige nicht mehr“, ist eigentlich nicht mit genannt, was er mit sündigen meint. Ich beziehe solche Stellen auf das wie, nicht auf das was. Demzufolge lese ich eine Aufforderung an sie, zu schauen, ob ihre Haltung, mit der sie handelt, ihr selbst und anderen gut tut und eine heilsame Dynamik abbildet oder nicht. Anscheinend war da irgendetwas ungesund – wie sie mit sich umgegen ließ oder mit anderen umging. Die näheren Umstände sind nicht erklärt. Hinfort „nicht mehr zu sündigen“ ist eigentlich gar nicht möglich, wo doch gerade erst festgestellt wurde, dass nach der Vorstellung der Pharisäer alle Menschen sündigen – und daher ziemlicher Quatsch bzw rätselhaft. Regeln zu übertreten kann also nicht gemeint gewesen sein. Entweder war es also ein Freispruch: „Ich verurteile dich dann auch nicht. Geh los und lass dir nicht wieder einreden, du hättest gesündigt“. Oder es ist ein Impuls: „Tu nichts, was anderen und/oder dir selbst schadet und nicht von Liebe geprägt ist.“ Oder beides. Diese Interpretationen sind für mich jedenfalls sehr wichtig geworden, da ich immer wieder erlebt habe, wie Yeshua von Menschen, die selber sehr wie Pharisäer unterwegs sind, vereinnahmt wird und aus seinen Lehren (oder den vermeintlichen Lehren seiner Nachfolger) Gesetzlichkeiten gemacht und Menschen aufgezwungen wurden und werden, die er selbst zutiefst abgelehnt hat.)

Manchmal erlebe nicht ich mein Handeln als problematisch, aber eine andere Person schon. Es liegt dann an mir zu prüfen, ob ich tatsächlich aus Motiven gehandelt habe, die „unlauter“ waren, also nicht integer, nicht empathisch, nicht menschenwürdig etc. Und das dann möglichst wieder in Ordnung zu bringen.

In anderen Fällen bekomme ich vielleicht von manchen Menschen Zuspruch, merke aber selber, dass ich nicht im Reinen bin mit mir, über meine Grenzen gegangen bin oder über die anderer. (z.B. wenn ich etwas aus unfairen Bedingungen gekauft habe, andere, die das z.B. auch machen damit kein Problem haben).

(Hier könnte man dann nochmal zwischen strukturellen Verstrickungen und individuellen Handlungen unterscheiden. Aus struktureller Sünde/Toxizität (wie z.B. Rassismen, Kapitalismus) lässt es sich nicht mal eben so komplett aussteigen, dennoch können viele einzelne Entscheidungen vieler Indidviduen langfristig zu einer Veränderung beitragen.

Aus individuellen Verstrickungen lässt es natürlich auch nicht immer gleich rauskommen, das bedarf ebenso oft viel Übung und Reifung, Biografiearbeit, Aufarbeitung von veralteten Glaubenssätzen etc und charakterlicher Entwicklung. Und hier gibt es auch kollektive Erfahrungshorizone und Überschneidungen, nur eben keinen gesellschaftlich so etablierten und geförderten Überbau.

In beiden Fällen jedenfalls gibt es Menschen oder ganze Menschengruppierungen, die durch mein Verhalten benachteiligt werden – dann ist einerseits für mein persönliches Empfinden die Kategorie „Sünde“ erfüllt, andererseits verschleiert gerade dieser Begriff das, worum es eigentlich geht, nämlich die konkrete (wenn auch in diesem Falle eher indierekt) Betroffenheit anderer und meine eigene Verantwortlichkeit und Handlungsmacht. Nichts Böses externes kommt über mich und auch nichts schlechtes ist in meiner Natur, sondern die Fähigkeit zu liebevollem empowernden Handeln ist zwar angelegt in mir, aber genauso auch die um mich ignorant/dissoziativ/feindselig oder anderswie abgewandt oder schädlich zu verhalten gegenüber Menschen, die dadurch benachteiligt werden. Mein destruktives Handeln oder Reden schafft Betroffene. (Gar nicht so selten bin ich selbst auch Betroffene – danke für nichts, Selbstsabotage, aber ich erkenne dich immer öfter. ;-))

Oft bedingen individuelle und strukturelle Ebenen sich gegenseitig und die Grenzen sind unscharf. Hier hilft mir der Austausch mit Menschen, die ähnliches erlebt haben und sich von ähnlichen inneren oder äußeren toxischen Einflüssen in ihrem Leben verabschieden wollen.)

Solche Wachstumsprozesse bewusst zu gestalten bedeutet auch, klarzukriegen, wo ich Situationen als wirklich schädigend einstufe und wo aber auch nicht:

Schließlich erlebe ich mich mitunter selbst als schlecht, schmutzig, falsch und merke dann, dass nicht meine tatsächliche Einstellung oder mein konkretes Verhalten problematisch ist – nämlich da, wo weder ich noch irgendwer anders negativ Betroffen ist davon. Sondern dass ich nur das Moralempfinden anderer Menschen, die mich (zu) lange geprägt haben, so verinnerlicht hat, dass es mich vergiftet hat.

Denn ja, dieses Bild finde ich sehr zutreffend – und im gegensatz zum Sündenbegriff weniger aufgeladen mit allen möglichen Bedeutungen.

Ich betrachte menschliche Verfehlungen, die es aus meiner Sicht auf jeden Fall gibt, nochmal anders und empfinde es hilfreich, einfach mal das Wort toxisch statt sündig zu verwenden.

Das lenkt den Blick weg von einem System eines strafenden Gottes, dem wir unsere Sünden bekennen müssen, da wir sonst schuldig bleiben und verdammt werden o.ä. – also eine Welt, aus der Yeshua m.E. alle Menschen eingeladen hat auszusteigen. Und lenkt den Blick hin dazu, aufmerksam zu sein für die Welleneffekte, die unsere Haltung und inneren Motivationen oder Katalysatoren, auf unsere soziale Umgebung haben.

(Auch ein schönes Bild ist dafür, dass Yeshua das Wasser oberflächlich betreten hat und diese Welleneffekte mit jedem seiner Schritte, die er in seinem Leben gegangen ist, trotzdem von seinen Standpunkten und Bewegugnen aus über das ganze Gewässer geschickt hat. Für mich ist das ein viel angenehmeres Bild als das Meer zu teilen..)

Wenn ich an eine Lebendigkeit glaube, die vollkommen heilsam und gut ist zu mir und allen, die damit in Berührung kommen, und die ganze Welt durchdringt. . und wenn Yeshua sogar sinnbildlich in die Hölle gegangen ist, dann gibt es keine unheiligen (sozialen) Orte mehr, die nicht würdig wären, dass alles von Gott genauso dort wirksam sein kann. wenn ich angenommen habe, dass ich angenommen bin und geliebt und nichts dafür tun kann als das zu glauben. (Und nein, auch kein komisches Bekenntnis, das sich mal jemand ausgedacht hat. Oder ein sogenanntes Übergabegebet.. aber dazu lieber ein anderes Mal :))

Wenn ich also daran glaube, dann weiß ich, dass in jedem Menschen immer beides angelegt ist.

Sich in einen Zustand zu bringen, wo wir uns (und andere) von der Möglichkeit abschneiden, an diesen guten Dynamiken Teilzuhaben – dann verhalte ich mich toxisch oder lasse zu, dass andere sich mir gegenüber toxisch verhalten. Dieser Zustand kann soweit gehen, dass wir das als „Hölle“ erleben und sagen etwas „ist die Hölle“, „tut höllisch weh“, „jemand ist durch die Hölle gegangen“, oder jemand „wanderte im finsteren Tal“.

Ebenso ist aber auch ein Zustand möglich und in jedem Menschen angelegt (Merci, Humanismus!), der uns die Möglichkeit gibt, Gegengift zu streuen – Miteinandere genießbar zu machen, indem wir gesund mit uns und anderen umgehen, eine heilsame Haltung einnehmen, die von Annahme und Liebe und auch Verletzlichkeit geprägt ist. (Ja genau, Offenheit mit der eigenen Verletzbarkeit schafft oft so viel Nähe. Wo ein vorgegaukeltes siegreiches unkaputtbares „Ich gehör zu den Geretteten und bin ja so viel richtiger als du“ nur Distanz schafft – und neue Verletzungen.

Ein Zustand also, der das Miteinander entgiftet und sich gesund anfühlt – den können wir als „himmlisch“ betrachten, da fehlt es an nichts, da nimmt die Strategie zur Bedürfniserfüllung der einen Person der anderen nichts weg, im Gegenteil, und Menschen können Erfüllung erleben, die sich heilsam anfühlt. Und ja, das können auch Optionen sein, die anderen „sündig“ vorkommen. Da wo aber alle es als gut erleben, wo also „die Früchte“ tatsächlich gut und genießbar sind, also es allen damit gut geht, ja, da dürfen wir auch glauben, dass es auch wirklich so ist, und feiern, dass Menschen Gott (also das Gute) darin gefunden haben.

Yeshua war ja ebenfalls sehr daran interessiert ein Augenmerk darauf zu leben, welche menschlichen Regeln eigentlich vor dem Hintergrund gar keinen Sinn machen.

Für mich ist das, wofür Yeshua stand, entweder für alle Menschen gleichermaßen da, oder es ist nicht revolutionär.

Paulus ist aus meiner Sicht mit seinen ambivalenten Aussagen die Verkörperung eines tragischen Scheiterns einer Revolution der Liebe bzw. Reformation, wie sie eigentlich gedacht war: Einerseits hat er verstanden und dafür plädiert, dass wir „zur Freiheit befreit“ sind und uns nicht wieder in das Yoch der Gesetze einspannen lassen sollen. Und andererseits hat er selber wieder eine ganze Menge von Regeln aufgestellt, die leider seitdem immer wieder missbraucht wurden, um Menschen eben in Regelkorsetts hineinzuschnüren, die in anderen Kontexten einfach nur ungesunde Auswirkungen haben, zumindest wenn die Haltung dahinter keine ist, die das Wohl des Menschen im Mittelpunkt hat.

Ich erlebe „Gerettetsein“ nicht als etwas, von dem wir nach dem Aufsprechen einer Zauberformel profitieren können und wenn wir regelmäßig bestimmte Verhaltensregeln und Handlungen vollziehen, sicher sind, dass wir auch für immer zu den „Guten“ gehören.

In meinem Leben hat es sich mir oft so gezeigt, dass es zu jedem Zeitpunkt Menschen gibt, die sich gerade auf Haltungen einlassen und davon ihre Worte und Handlungen inspirieren lassen, die blind sind für empathische Zuwendung zu Menschen, die dieser gerade bedürfen. Und zu jedem Zeitpunkt gibt es Menschen, die offen sind, die ein Segen sind, die bestimmte Persönlichkeitsentwicklungsschritte vollzogen haben, die es ihnen ermöglichen, zuzuhören und dazusein, ohne andere kontrollieren zu müssen. Und damit Begegnungen zu etwas „himmlischem“ machen.

Wer diese Menschen sind, ist nach meinem Erleben mitnichten daran gekoppelt, wer sich gläubig oder christlich nennt. Und das deckt sich für mich auch damit, wie Yeshua mit Menschen umgegangen ist.

Es gibt auch z.B. Bibelstellen (für Menschen, denen das sehr wichtig ist), die darauf hinweisen, dass die Werke eines Menschen, die Motivation („das Herz“) und Lebenseinstellung, das entscheidende Kriterium sind, ob jemand gerade den Willen Gottes bzw der heiligen Geistin tut oder nicht. Und nicht irgendeine Konfession oder das Befolgen religiöser Regeln.

Aber solange das Christentum als Religion betrachtet wird und nicht als Hinweise von Yeshua für eine Art, wie alle Menschen freiheitlich im Frieden und ohne übereinander zu herrschen zusammen leben können, wird der Sündenbegriff wohl kaum von seinen tiefsitzenden Konnotationen befreit werden können.

Und solange Christen so an Gesetzlichkeit hängen, dass sie Menschen hervorbringen, die sich schuldig und sündig fühlen, solange bringen sie nichts von dem wofür Yeshua stand, in ihre Umgebung und die Gesellschaft. Sondern nur ungesunde Religiosität.

Deshalb verwende ich lieber Begriffe wie „eine heilsame/gesunde Art Beziehungen zu sich, Menschen und zur göttlichen Kraft (der großen unverfügbaren Güte) zu gestalten“ und -um für mich Sünde klarer werden zu lassen- sage ich „eine toxische/krankmachende/ungesunde Art Beziehungen zu sich, Menschen und zum/zur Spirituellen zu führen“.

Ich glaube, dass die Menschen mit so viel freiem Willen und Intuition ausgestattet wurden (natürlich heißt das nicht, dass sie unbeeinflusst wären von allen möglichen strukturellen und individuellen Faktoren), dass sie selbst in ihrem Kontext individuell einschätzen können, was wohltuend ist und was eher destruktiv.

Und ich glaube, dass das was mit „heiligem Geist“ beschrieben wird, genau diese Intuition gemeint ist, die uns dabei hilft, gesunde Beziehungen schaffen zu können.

Wir bräuchten die nicht, wenn es für alle und immer völlig klare Regeln gäbe. Außer der Sache, dass wir unsere Mitmenschen lieben sollen, haben wir aber keine Regel. Leider leben viele Gläubige nicht so und mich hat genau das viele viele Jahre meines biherigen Lebens vergiftet. Ich habe das selber sehr lange geglaubt. Dass noch so viel anderes zu beachten und einzuhalten ist, um ja keine „Sünde ins Leben“ zu lassen, die dann über mich herrscht usw. (Interessant auch, dass der Begriff weiblich ist, beim heiligen Geist aber immer auf die männliche Form bestanden wird, obwohl im original ebenfalls weiblich). Und komischerweise wurde fast nie über die wirklich destruktiven Dynamiken in dieser Welt gesprochen – also die Unterdrückung und Beherrschung von allen möglichen Lebewesen und deren Freiheiten.)

(Apropos, Podcast Tipp: Antje Schrupp – Das schuldige Geschlecht – Misogynie als gesellschaftskritische Kategorie)

Ich wünsche mir, dass gläubige Menschen aufhören, andere zu sagen „Die Handlung xy ist per se falsch, denn damit versündigst du dich gegen Gott/deinen Mitmenschen/…“, ohne dafür ein schlüssiges Argument vorbringen zu können, wer jetzt davon direkt betroffen ist. Dass sie stattdessen Gott in uns allen sehen und beginnen konkreter und persönlicher zu sprechen: „Die konkrete Handlung/die Worte xy von dir gestern haben mich krankgemacht/wurde von diesem Personenkreis als toxisch empfunden/hat sich mein ganzes Leben lang destruktiv auf mich ausgewirkt.“ Dass die Wirkungskreise aufgezeigt werden, unter denen andere oder wir selbst leiden/unterdrückt werden/usw. Hinter allgemeinen Regeln lässt sich so viel leichter verstecken, konkrete Betroffenheit ist persönlicher und kann auch mehr Verbundenheit schaffen.

(Leider funktioniert das nur, wenn sich alle Beteiligten darauf einlassen. Ich kenne auch religiöse Menschen, die sich als besonders nah an Gott betrachten, aber gar nicht damit auseinandersetzen möchten, wie sie mit dem vermeintlichen Aufzeigen von gesellschaftlichen Sünden anderen Menschen tiefe emotionale Wunden zufügen. Wenn ich mich davon nicht vergiften lassen möchte, darf ich auf Abstand gehen und mir Menschen suchen, die offen und zugewandt und liebevoll sind, dort begegnet mir dann Yeshua und macht komischerweise keinen Unterschied, ob die Menschen gläubig sind oder nicht, um heilsame Segenskreisläufe in Gang zu bringen.. größer als alles eben.)

Ebenso kann auch die eigene Intuition vergiftet sein und dann sollten Menschen nicht damit argumentieren, der heilige Geist habe ihnen etwas gesagt (oder in heutigem Kontext menschenfeindliche Interpretationen der Bibel seien geistinspiriert), wenn doch offensichtlich Verletzungen passieren durch das, was sie weitergeben. Nur weil andere sich nicht betroffen fühlen oder es sogar gut finden, heißt es nicht, dass es ok ist/in Gottes Sinne ist/von Liebe geprägt ist.

Die Liebe Gottes ist m.E. humanistisch. Sie stellt die Menschen in den Mittelpunkt.

Und diese Transformation oder gar Transzendenz von krankmachenden Spiralen in unseren Gruppen und Gesellschaften und Beziehungen.. die braucht mehr als ein kurzes Lippenbekenntnis oder Gebet. Tiefes Versinken in die eigenen Abgründe. Das ist emotionale Arbeit. Das ist auch über eigene Schatten springen. Das ist Verletzlichkeit. Das fühlt sich nicht an wie „I’m gonna be a history maker in this land“. Aber genau das ist es – es kann im Kleinen beginnen und immer größere Kreise ziehen, Wellen die oberflächlich scheinen, aber das menschliche Miteinander tiefgreifend verändern können, zum besseren und schöneren Leben für alle.

Bekehrung und Erlösung, genauso wie Sünde, das sind keine religiösen Kategorien mehr für mich. Es sind seelisch-mystische, systemische, soziologische, oftmals psychologisch/neurobiologisch, aber auch politisch erfass- und erklärbare Prozesse, um die wir nicht drumherumkommen, wenn wir wirkliche Veränderungen für diese Welt wollen, deren Teil wir ebensosehr sind wie das Göttliche und das Dunkle. Und diese sind Teil unserer inneren Welt, der wir nicht entkommen sondern für die wir zuallererst zuständig sind und lernen sollten, darin zu leben, und zwar so gut und heilsam und frei und lebendig wie möglich.

Lebendigkeit

„Schenk mir was. Etwas von dir. Gib mir irgendetwas“.

Normalerweise ein Wunsch, den ich nach oben bitten würde, plötzlich höre ich ihn an mich gerichtet, aus dem mystischen Off.

Aber was soll ich dir denn geben? Ich habe doch gerade wirklich überhaupt gar nichts, ich habe so viel verloren, manchmal vielleicht sogar nahezu alles, ich weiß ja nicht mal mehr, wer und wo du überhaupt bist… geschweige denn ich. Schon springen meine Gedanken im Dreieck und ich werde nervös.

„Das macht nichts. Du kannst mir irgend etwas geben.“

Irgendetwas? Ok na wenn das so ist… aber was gibt man denn einer ewigen, unbekannten, unverfügbaren Quelle allen Seins?

Also ich atme. Ich kann dir mein Atmen geben.

Und mein stilles Geschrei, das mich tagein und tagaus fast zerreißt, das könntest du auch haben.

Und manchmal, wenn es regnet, gehe ich raus und tanze ein bisschen. Das könnte ich dir widmen.

Während ich überlege und mich zu freuen beginne, dass ich dir ja doch etwas geben kann, wird mir klar: Du bist ja längst in meinem Atem. Und in meinem stillen Geschrei. Und im Regen. Und in meiner Bewegung. Du bist der Wandel, das Bewusstmachen, das Schenken und das Beschenken lassen. Das pure lebendige Sein. Und das Sein lassen.

So denn – ich lasse dich sein.

Und ich lasse mich sein.

Ich bin. Und du bist. Und das reicht gerade. Und mehr gibt es vielleicht sowieso nicht.

Präsenz ist das wertvollste Geschenk.

Überall und nirgends

Ich dachte ich finde dich nur im Licht, aber dann bist du zur Dunkelheit geworden, und warst noch immer du.

Ich dachte ich finde dich bei den Geretteten, aber dann bist du mir bei den Verloren geglaubten begegnet, und warst noch immer du.

Ich dachte du bist im Leben und in der Auferstehung, aber dann warst du auch im Tod und bist gestorben. Und auch das warst immer noch du.

Ich verortete dich in der Heilung und in der Gesundheit, aber dann warst du auch in der Krankheit, wurdest zum tiefsten Schmerz und selbst in der Schwäche bist du anwesend.

Ich besang deine Größe und doch begegnest du mir in so vielem Kleinen.

Ich habe deine Fülle gepriesen, und du bist zur großen Leere geworden.

Manche verorten dich im Erfolg, im Wachstum und im Weiterkommen – und doch warst du mir nie näher als im Zurückgehen, im Runterschrauben und Loslassen und Anhalten.

Ich meinte du seist die Wärme, aber jetzt, wo mir soviel Kälte entgegenschlägt, nehme ich dich anders wahr und lerne zu schätzen, wie du Veraltetes einfrieren und aufbrechen lässt.

Und dann merke ich: All diese Kategorien machen gerade gar keinen Sinn mehr für mich.

Denn wenn die Kälte mich zu dir führt, warum sollte ich sie verdammen?

Wenn das Scheitern, das Kaputte mich und meinen Glauben ausmachen, ja auch dein Wirken bestimmt haben, warum muss ich deinen Sieg proklamieren? Wieso kann mich ein Gott, der das Leiden und Scheitern des Göttlichen nicht nur zugelassen hat, sondern freiwillig verkörpert hat, nicht in einen gesunden Glauben führen, viel mehr, als es ein siegreicher religiöser allmächtiger je könnte?

Wenn ich dich überall und in allen Geschöpfen und Situationen finden kann, warum sollte ich irgendwelche Orte, Menschen oder Zeitfenster als heilig und andere als weltlich abtun?

Dass selbst das Dunkle mir zum Licht wird, das Verlorene mich findet und mir so zu dir wird, du dich ins Ausgegrenzte entgrenzt und sowieso alles zu beleben imstande bist, das ist doch das wahre Geheimnis.

Wenn du überall bist, wenn du Liebe für alle hast, dann braucht es kein schwarz und weiß mehr, kein richtig und falsch und kein draußen und drinnen. Zuhause kann überall sein und ist doch nirgendwo als nur da, wo innerer Frieden in äußeren hineinfließt.

Und ich finde und brauche keinen Ort, an dem ich meinen Kopf ablegen kann, als nur den, den ich mir freiwillig suche – denn ich möchte ja auch noch selber denken.

Der Mensch und das Soziale als sakraler Raum?

In Bezug auf das hartnäckig aufrecht erhaltene Bild von Gemeinde als eine Gottesdienst in eigenen Räumlichkeiten veranstaltende Gruppe, welches ich im letzten Beitrag hinterfragt habe, möchte ich noch auf einen Aspekt verweisen, der damit sehr eng verwoben ist – die Vorstellung, dass wir in bestimmten Orten und Zeitfenstern mehr und gezieltere Begegnung mit dem Göttlichen haben als zu anderen Zeiten und an anderen Orten.

Ich bin mit der Überzeugung aufgewachsen, dass da, wo viele Menschen desselben (richtigen) Glaubens (nämlich den an Jesus Christus bzw die Dreieinigkeit) miteinander eine Versammlung haben, Gott mehr wirken kann. Dort wird das Wirken erwartet, dort wird Gott im Gebet hin eingeladen, dort ist Offenheit da und dort wird eine Verbundenheit gespürt wie es nur möglich ist unter „Glaubensgeschwistern“, also Menschen, die mit sehr ähnlichen Glaubensüberzeugungen an die selbe Vorstellung von Gott genauso unterwegs sind wie man selbst.

Und ja, in den paulinischen und anderen Briefen finden wir eine starke Tendenz vor, dass versucht wurde, derartige Versammlungen aufrecht zu erhalten – allerdings fanden diese nur zu Beginn auch im Tempel, später aber eher nicht in offiziellen tempelähnlichen Räumen, sondern in privaten Haushalten oder auch an geheimen und (sicherlich vergleichsweise ungemütlichen) Treffpunkten statt, insbesondere mit der zunehmenden Verfolgung durch die Regierung.

Erst nach dem Ende der Urgemeinde und mit wachsender Größe wurde eine Instituionalisierung mit Ämtern, gefestigten Hierarchien und einer klaren Top-Down-Strukturierung vorgenommen – wofür dann nach unterirdischen Gemäuern und privaten Häusern eben auch überirdische immer größer werdende mächtige Bauten, bis heute mindestens große Räume für viele Menschen, betrieben wurden, um diese versammeln und belehren sowie einem einheitlich ausgerichteten Glaubensleben zuführen zu können.

Jeshua hatte zwar auch im Tempel gesprochen, dort aber auch ordentlich Rabatz gemacht, als er deutlich kritisiert hat (interessanterweise übrigens nicht durch gutes Zureden, sondern durch Randale), dass der Tempelkult so eng mit Handel verbunden ist. (Vielleicht auch ein Vorbild für eine gelungene Aktion in Sachen Tierbefreiung? :))

Er hat laut Berichten gesagt, dass, wenn der Tempel eingerissen würde, er ihn in drei Tagen wieder aufbauen könnte – ein deutlicher Hinweis darauf, dass er Orte spirituellen Geschehens nicht an sakrale Gebäude geknüpft sieht, sondern an Personen, die ihr Leben in völliger Hingabe der Lebendigkeit der göttlichen Inspiration zur Verfügung stellen..

Auch Paulus hat das bekräftigt, indem er mit den früheren Texten ringt und diese auslegt, ebenso wie das, was zur Zeit von Jeshua passiert ist.

Er schlägt vor, dass ein jeder Mensch, der im Sinne von Jesus wandelt, als Tempel, als sakraler Schauplatz des Anbetens und Wirkens Gottes, fungieren kann.

Wenn ich das noch etwas weiterführe und unter systemischen Gesichtspunkten betrachte, dann stellt sich dieser Entwurf heute für mich so dar, dass nicht nur eine einzelne Person, sondern ihre ganzen sozialen Beziehungen, die diese Person ja mit ausmachen, (mindestens potentiell) Schauplatz und Ort des heiligen Geschehens und des Huldigens eines:r gütigen Lebendigen sind.

Und dass ich wie auch alle anderen dort (also in diesen Kontakten) mich pastoral-priesterlich ins Geschehen einbringen, in Meditation und Kontemplation (oder wie auch immer ich bete) auftanken/in mich gehen kann, etwas von dem, was ich von Jeshua aus den Schriften oder seiner Gesinnung die noch in dieser Welt aktiv ist, gelernt habe, irgendwie anwenden und so teilen kann, dass ich auch zuhöre und versuche, durch mein Gegenüber etwas zu lernen, was meinen Glauben auch herausfordern darf.. und den Fokus darauf richten kann, Segen zu sein und zu empfangen. (Eben all das, was mensch sonst so in „Gottesdiensten“ aka kirchlichen Veranstaltungen so tut).

Das passt dann auch tatsächlich zum paulinischen Vorschlag, dass unser ganzes Leben ein Gottesdienst sein soll, denn dies ist die Schlussfolgerung daraus – mein Leib, mein leibliches Erleben, findet 24-7 statt, nicht nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten. Gemeint ist sicherlich nicht, dass wir uns durchweg in einer Wolke ekstatischen Jubels befinden, wohin wir auch gehen und was wir auch tun. Aber dass wir die Nähe des und zum Göttlichen jederzeit an jedem Ort erwarten dürfen.

Natürlich können spezielle Orte und Zeiten mir besonders helfen, mich auf das Wahrnehmen des Göttlichen zu besinnen, etwas davon zu teilen usw. Aber sie sind nicht Bedingung für das Handeln Gottes an mir und mein göttlich inspiriertes Handeln. Und im Gegenteil – wenn mir Gott einfach ganz wo anders begegnen kann und möchte, bekomme ich das eventuell gar nicht mit, weil ich so darauf fixiert bin, nur durch christliche Bücher, nur durch Anbetungslieder, nur durch Vorträge in Gottesdienstveranstaltungen und nur in Gesprächen, die betend von anderen gesprochen werden, mit dem göttlichen Wirken konfrontiert zu werden- oder es sich dort besonders heilig und wertvoll präsentiert.

Das Handeln von Jeshua, der sich zu vielen Zeiten einfach irgendwo draußen oder zwischen Menschen aufgehalten hat, im alltäglichen Leben, und das Heilige dort hingebracht oder aufgezeigt hat, spiegelt genau das wider.

(Aus den eben aufgeführten Gründen lehne ich es inzwischen ab, davon zu sprechen, dass jemand „im Gottesdienst saß“, „zum Gottesdienst geht“, „beim Gottesdienst gewesen ist“, „zum Gottesdienst eingeladen wurde“ usw. Da ich es von außen einfach nicht beurteilen kann, ob wer, nur weil er:sie einer Veranstaltung beigewohnt hat, die sich so nennt, darin mit Gott in Interaktion getreten ist und Gott gedient, also Gott und Mitmenschen geliebt und sich ihnen verschenkt, hat.

Korinthenkackerei? Vielleicht. Vielleicht aber auch wichtig, um Mauern in den Köpfen nicht mehr weiter zu zementieren. Und ging es nicht eigentlich darum, eine Art Gott kennengelernt zu haben, der:die gerade nicht Wert darauf legt, dass ein religiöser Kult vollzogen wird – irgendwo hinpilgern, etwas opfern, das Gefühl haben, damit etwas wichtiges abgeleistet zu haben für Gott und einen selbst, wieder nach Hause gehen-? Warum wird dann immer wieder dieser Weg eingeschlagen?

Vor diesem Hintergrund schließt sich – analog zur Tempelreinigung- passend die Ausführung von Dorothee Sölle an (in „Mystik und Widerstand“), die in Anlehnung an Meister Eckhart beschreibt, dass unsere Beziehungen – sowohl zu unseren Mitmenschen, als auch zu Gott, sehr kaufmännisch ablaufen und von einem hohen Maß an Zweckrationalität bestimmt sind, „die jedes grundlose Dasein verbietet“. Und wir zurück finden müssen zu einer Art zu Beten, Beziehungen zu führen und mit Gott zu sein, die darauf beruht zu lieben, einfach um der Liebe selbst, zu leben, um zu leben, und nicht mehr zweckrational begründen zu müssen, was uns etwas bringt.

Viele von uns haben sicher bemerkt, wie sich so eine Kosten-Nutzen-Abwäge-Denkweise längst eingeschlichten hat, die natürlich nicht erst seit die kapitalistische Gesellschaftsordnung existiert, davon aber gewiss nochmals tiefgreifend befeuert wurde – das zeigt sich z.B. daran wie häufig wir „Lasst uns mal beten“ damit verbinden zu denken, dass das bedeutet, dass wir nacheinander sagen „Hey Gott, danke für.. und bitte mach doch noch.. bitte schenk doch..“. Wir erkennen es auch daran, dass wir überlegen, ob wir „zu einem Gottesdienst gehen“ – im Sinne von – ob es sich lohnt, es uns was bringt (oder wir was geben können?), dass wir über Gemeindeprozesse so reden, dass wir „etwas investieren“ wollen, und so weiter…

Und was Gott angeht ebenso – was bringt es mir noch, an Gott zu glauben? Was bringt es mir (oder anderen), Christ zu sein…

Liebe ich Gott, um ein angenehmeres Leben haben zu können? Um in den Himmel zu kommen? Um mich sicher zu fühlen? … wie würde sich meine Beziehung zu ihr:ihm verändern, wenn ich Gott einfach lieben würde, weil ich sie:ihn, die Liebe, das Leben etc. liebe? (Um der Liebe und des Lebens willen… dann gäbe es auch keine Überzeugungsarbeit zu leisten, wenn ich einfach Menschen sage „Ich liebe es/ihn/sie“ – ich kann natürlich noch benennen, warum genau,was ich spezifisch liebgewonnen habe – und das kann von niemandem bestritten und weggenommen werden. Jemand anders kann das Göttliche anders beschreiben, erleben, eine andere Beziehung dazu haben- und wir können uns austauschen und sehen, inwiefern wir uns davon prägen lassen oder die Verschiedenheit stehenlassen wollen.)

D. Sölle schreibt: „Frei werden wir, wenn wir „ledig“ von Ängsten und Zwängen“ in Gottes Gegenwart da sind – ohne warum.“

Die zwei Stränge noch einmal zusammengefasst:

Der Messias lässt sich nicht in heiligen Räumen, die von Rechtgläubigen verwaltet werden, verehren, sondern ist mitten unter allen möglichen (und unmöglichen) Menschen zu finden, ja sogar unter Bedürftigen, die nichts vorweisen können. Bei den nackten, hungrigen, gefangenen, fremden. Und wenn wir ehrlich sind, gibt es auch genug Menschen, denen es an Essen, Kleidung, Unterkunft, Wärme, Freiheit usw mangelt. Was für einen Grund gibt es, sich abseits dieser Menschen zu treffen als vermeintlich „Gerettete“ um einen Gott zu loben, der:die Ungerechtigkeit hasst?

Was folgt für mich daraus? Gottesdienstartige Veranstaltungen wurden seit Jeshua und spätestens der Heiligen Geistin obsolet, mindestens fraglich in Häufigkeit und Fokus, der ihnen zugestanden wird sowie dem Grundkonzept, verlieren ihre Legitimation, respektive finden spontan und überall statt, wo Gott es möchte, überall und immer dann, wenn ich mich darauf einlasse – ich selbst, mein Leben, meine Bezüge, verschiedenste Arten von verbindliche Gruppen/ Engagements/ Foren/ Veranstaltungen, meine relationalen Interaktionen, spontane Begegnungen und auch mein Bezug zu mir selbst – das alles sind gottesdienst-analoge Zeiten und Orte.

Fazit:

Mir gefällt die Vorstellung, dass Jeshua heute 1. uns daran erinnert, dass wir aufhören sollen, ständig neue „Tempel“ einzurichten – sakrale Gebäude, kirchliche Räume usw, da sich Gott an jedem Ort und zu jeder Zeit zwischenmenschlich manifestieren und dort Momente und Begegnungen zu Gottesdiensten machen kann und will. Und diese starke Fixierung auf heilige Orte dem nur im Wege steht und sogar die Kapazitäten von Gott wahnsinnig schmälert… wir begrenzen Gott und sperren sie ein, die heilige Geistkraft, weil wir sie für uns Christen pachten und sie nur für uns zugängig wissen wollen.

Und 2. nimmt die Kraft von Jeshua vielleicht auch heute eine Tempelreinigung vor, indem sie unsere Beziehungen – die zu uns selbst, zu unseren Partner:innen, Freunden und Gruppierungen und zum göttlichen Lebensatemn JHWH selbst, von den ökonomisierten Vorstellungen, dass wir Handel betreiben müssten, befreien möchte.

Wir drehen uns dann nicht länger zu besonderen heiligen Anlässen um die immer gleichen Menschen der Ingroup und setzen uns nicht nur für die ein, die uns/einem bestimmten Land/wemauchimmer, auch „etwas zurückgeben“ können. Sondern wir behandeln sie wertschätzend, einfach weil sie fühlende Wesen sind und wir überzeugt sind, dass Menschen und Tiere und Lebensräume würdig behandelt werden sollen, weil sich jederzeit Gott darin zeigen kann.
Wenn ich mir vorstelle, dass sich die messianische Kraft als ein inspiriertes, verbindendes, heilsames Ereignis, gerade dort zeigt, wo ich es am wenigsten erwarte, dann bleibt mir gar nichts übrig, als mich darauf einzulassen, dass alle Menschen gleich wichtig sind. Und mich mit Ausgegrenzten zu solidarisieren und Gott darin nahe zu sein, zu begegnen und zu dienen und mir durch sie dienen zu lassen.

Das ist für mich eine gelebte frohe Botschaft, die sich nicht primär in heiligen Veranstaltungen und Räumen mit Leben füllen lässt und darin nicht ihr Ziel noch ihre hauptsächliche Kraft entfalten kann. Sondern anderes herum- da, wo auch immer solches gelebt wird, verwandeln sich Allerweltsplätze und alltägliche Zeitfenster plötzlich in sakrale Orte und Momente, und zu einer Begegnung mit dem Lebendigen selbst.

Gemeinde – Organismus oder Organisation?

Da ich gerade viel unterwegs oder einfach damit beschäftigt bin, das Ende meiner Elternzeit zu genießen, komme ich derzeit nicht so oft dazu, meine Gedanken in Beiträge zu gießen.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle einen Artikel teilen, den ich vor ein paar Monaten für die Korrekte Bande geschrieben habe.

Er handelt von unserer Vorstellung darüber, was Kirche bzw. Gemeinde ist, und dass unser Bild davon, wie das so auszusehen und zu funktionieren hat, stark von Prägungen beeinflusst wurden, die so überhaupt nicht von Jeshua kommen, der vom Reich Gottes gesprochen hat…

Wir können heute nicht exakt rekonstruieren, wie Jeshua sich das vorgestellt hat- die Sache mit Petrus, dem Stein, der Gemeinde (so er dieses Wort überhaupt ursprünglich benutzt hat, dazu gibt es verschiedene Ansichten).

Wir können allerdings eine breitere Palette erstellen dessen, wie es noch aussehen könnte, heute hier und jetzt etwas mitzugestalten, was das Geheimnis des unerschöpflichen Lebens weiter lebendig erhält und teilt- und so zu einem gesellschaftlichen Gegenentwurf wird (ja, auch und gerade zur religiösen Landschaft!), der eine liebende Schöpfer:innenkraft bezeugt, die Gefangenen befreit und zum Segen für alle Menschen wird.

Und ja, wir dürfen auch historisch sehr verfestigte Strukturen hinterfragen, hallelujah. Wir müssen es sogar unbedingt, wenn wir Machtsysteme überwinden wollen, welche im Zusammenhang mit fragwürdigen theologischen Inhalten an den Bedürfnissen von Menschen vorbeiagieren und eher als Normierungsinstitutionen denn als Zellen für kreativen und liebevollen Widerstand fungieren. Lasst uns Kirche und Gemeinde vor diesem Hintergrund reflektieren.

Ich möchte andere Formen von Segenskreisläufen erkunden und mitgestalten. Welche die nicht so sehr mit festen exklusiven kirchlichen Organisationen, die sich in ihren kirchlichen Räumen treffen um kirchliche Veranstaltungen abzuhalten, zu tun haben.

Sondern die ganz anders aussehen und viel gestaltbarer sind für das große liebevolle Schöpferische.

Ich möchte Prägungen, die mich von der Welt wegziehen, anstatt zu ihr hin, abschütteln wie Staub, und weitergehen und die Wege hinter offenen Türen von Orten und Personen des Friedens erkunden und dort die heilige Geistkraft treffen, die längst da ist und uns einander vorstellt.

Hast du auch Lust darauf?

Hast du auch schon entdeckt, wie solche Segensnetzwerke entstehen können, ganz abseits von in großem Stil durchorganisiertem Gemeindebau, und wie die trotzdem (oder gerade deshalb) so richtig doll nach einem Reich der Liebe, Freiheit und Gerechtigkeit riechen? Ich freu mich davon zu hören. 🙂

Und nun noch der Artikel zum Nachlesen:

Gemeinde ist das, was wir nicht in der Hand haben (2/2020)

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Hand auf’s Herz: Wenn du das Wort „Gemeinde“ oder vielleicht auch „Kirche“ hörst, an was denkst du? Mir fiel in den letzten Jahren auf, dass es ein relativ starres Bild von Gemeinde gibt, das sich selbst in Freakskreisen sehr vehement durchgesetzt hat und immer wieder hartnäckig reproduziert wird. Selbst von denen, die ahnen, dass das vielleicht gar nicht der einzige Weg ist, die Sache mit Jesus zu verstehen und fortzuführen. Gleichzeitig bleiben aufgrund fehlender Alternativen immer mehr Menschen nicht nur den Christ:innen, sondern auch dem Glauben fern. Höchste Zeit, sich die Sache einmal genauer anzuschauen.

Die klassische Gemeinde ist ziemlich statisch

Das Bild, welches gewohntermaßen beim Begriff „Gemeinde“ auftaucht, ist die Vorstellung von einer abgegrenzten Organisation aus Christ:innen, mit regelmäßigen Gottesdienst-Veranstaltungen (meist mit überwiegend frontalem Programm) and klaren (zeitlichen und örtlichen) Treffpunkten. Ob es eine stark verbindliche Zugehörigkeit gibt, wird dabei verschieden gehandhabt. Es gibt Programme, geregelte Abläufe und Angebote, die von manchen mitgestaltet und von anderen konsumiert werden. Einige fühlen sich in solch einer Organisation gut aufgehoben und machen bereichernde Glaubenserfahrungen. Manche wissen es zu schätzen, dass sie einfach nur hinkommen und da sein können. Das ist eine Gemeinde, die du klar benennen kannst, wenn dich jemand fragt, „in welche Gemeinde du gehst.“

Alternative Organisationen – still haven’t found what I’m looking for

Manche Menschen haben sich abgewandelten Formen zugewandt und betrachten z.B. einen Hauskreis, eine Lebensgemeinschaft oder ein Begegnungscafé als etwas Gemeindeähnliches. Auch diese Strukturen bedürfen einer geregelten Organisation und eines gewissen Grads an Verbindlichkeit von Mitgliedern, um zu funktionieren. Auch dort können in Gemeinschaft Lieder gesungen, Gebete gesprochen, geistliche Impulse geteilt, die Schrift ausgelegt oder Glaubensschritte eingeübt werden.

Umso erstaunlicher war es für mich immer wieder zu hören, dass viele dieser Gruppen sich sehr schwer tun, sich als vollwertige Gemeinde zu bezeichnen aufgrund fehlender öffentlicher Gottesdienst-Veranstaltungen. Und vielleicht auch, weil der feste Kern doch eine relativ exklusiv funktionierende Gruppe ist. Abhilfe geschieht dann nur selten dadurch, an der eigenen Gemeinde-Identität anzusetzen, sondern vielmehr wird das eigene Projekt durch punktuelle Besuche einer „richtigen“ Gemeinde ergänzt. (So besuchen manche z.B. Programme für Kinder oder zu Weihnachten mal einen „richtigen“ Gottesdienst, wie mensch ihn klassischerweise kennt.) Mich beschäftigt diese Beobachtung sehr, weil sie zeigt, dass das klassische Gottesdienstbild sehr wirkmächtig ist, durch welches oft ein Minderwertigkeitsempfinden herrscht, obwohl doch ein öffentliches Programm nicht das Kriterium dafür sein sollte, ob eine Gemeinschaft jesusmäßig unterwegs ist oder nicht.

Stell dir vor, es ist Gemeinde und niemand geht hin

Aus diesem Grunde – dass ein Programm nicht maßgeblich sein sollte – pflegen manche einfach nur noch einen christlichen Freundeskreis und erhoffen sich, dass dieses Netzwerk als Gemeinde-Ersatz taugt. Erstmal ein lohnenswerter Ansatz – so kann auch gut der burnoutprädestinierten Maschinerie entkommen werden, zu dem eine Gemeinde mit vielen Mitgliedern dann doch schnell mal werden kann.

Doch auf der anderen Seite vom Pferd wartet auch ein bisschen Potential, sich etwas vorzumachen: So eine Gemeinschaft bietet zwar theoretisch die Möglichkeit, dass jederzeit über Glaubensthemen gesprochen und auch mal gebetet werden kann. In der Realität taucht aber die Frage auf, inwiefern sich die Freundschaften doch auch ganz gut selbst genügen, sodass es irgendwann eigentlich nur noch darum geht, eine nette Zeit in einer kleinen homogenen Gruppe miteinander zu haben, zu grillen oder zu brunchen. Spirituell kann solch eine Gemeinschaft irgendwann eher einem stehenden Gewässer ähneln anstatt einem sprudelnden Bach. Inwiefern anders tickende oder am Rand stehende Menschen etwas von der gemütlichen Runde haben und inwiefern Glaube dadurch frisch und fruchtig bleibt und ein Verb statt Überzeugungen, ist dann so eine Sache … und ja, dann ist die Frage auch berechtigt, inwiefern das Ganze tatsächlich das abbildet, was Gemeinde eigentlich soll, nämlich Jesus. Ergänzende Online-Impulse wie theologische Vorträge, kreative Aktionen oder Festivals hinterlassen dennoch oft den Gedanken, dass derlei über’s Jahr verteilte Glaubens- Puzzeleien doch kein Ersatz für eine „richtige“ Gemeinde sind … aber die will mensch doch auch gar nicht mehr. Aber was denn dann? Und was will eigentlich Jesus? 

Ist da noch mehr?

Natürlich können je nach Mensch und Lebensphase verschiedene dieser Strukturen hilfreich und wichtig sein – sich verbindlich in eine kirchliche Gruppe einbringen wie auch eine andere Art von Projekt auf die Beine stellen. Oder eben auf Abstand zu gehen mit Formen, die der eigenen Lebens- und Glaubensrealität gar nicht mehr entsprechen und sich erstmal auf Gemeinschaft zu besinnen.

Es geht gar nicht darum, bestimmte Konzepte an sich nicht mehr zu billigen. Jedoch ist es sehr bezeichnend, dass in der Art, ob und wie Gemeinden konstruiert werden, immer wieder nur eine Definition von Gemeinde sich wirklich durchzusetzen scheint.Absurd ist das Ganze deswegen, weil Jesus uns nie dazu aufgefordert hat, Gemeinden nach dieser Definition zu gründen und am Leben zu halten.

Sitzgemeinschaften statt Laufbegegnungen

Das Bild von einer Kirche, in die man gehen kann und in der geregelte Gottesdienste stattfinden, in die man „sich reinsetzen“ und die man „verlassen“ kann, beruht auf Interpretationen, die sich durchgesetzt haben und zu bestimmten Konzepten und Institutionalisierungen führten.

Schon Petrus und Paulus haben bestimmte Aspekte des Gemeindelebens entworfen und geprägt, die nicht von Jesus selbst vorgegeben worden sind. Diese von ihnen für eine bestimmte Gegend und Zeit angefertigten Skizzierungen, das Ausprobieren und Anwenden werden zudem ausschließlich auf Organisationen bezogen gelesen. Weil wir Kirche nur so kennengelernt haben, weil es sprachlich und habituell unhinterfragt weitergegeben und reproduziert wurde. Dabei gäbe es vielfältige Möglichkeiten, „Weide meine Schafe“ (Johannes 21,15-19) oder „Sie blieben beständig in dem, was sie gelernt haben; und in Gemeinschaft“ (Apostelgeschichte 2,42) anders umzusetzen, als eine religiöse Institution aufzubauen und zu verwalten.

Nach den Aposteln wurden verschiedenste Sachverhalte von prägenden Personen miteinander diskutiert und dann in einer bestimmten Richtung festgelegt, sodass sich auch die Vorstellung verfestigte, dass zur Nachfolge eine Religion namens Christentum gehört und Kirche eine feste Ansammlung von Christen in einem Gebäude ist, in dem Gottesdienste stattfinden, wo wenige vielen wöchentlich etwas beibringen.

Nun ist es vielleicht ein alter Hut, dass alle Menschen, die Gottes Liebe für sich entdeckt haben, die weltweite Kirche darstellen und „unser ganzes Leben ein Gottesdienst sei“ (Römer 12,1-2). Warum verhalten sich denn dann aber die allermeisten Christ:innen nicht so? Sondern bestehen darauf, weiterhin ein anderes, vielleicht von Anfang an völlig missverstandenes Bild von Kirche(n) aufrecht zu halten?

Kann Gemeinde nur ohne Gemeinden funktionieren?

Wie könnten andere Bilder von Gemeinde aussehen – könnte sie auch ganz anders funktionieren?

Für mich ist eine Aussage von Jesus erneut wichtig geworden, nämlich die: Nicht wir werden Gemeinde(n) bauen (also weder gründen, noch am Laufen halten, noch organisieren!), sondern er wird bauen (Matthäus 16,18). Oder genauer gesagt, sie – die heilige Geistkraft, die ihn abgelöst hat (Johannes 14-16).

Klingt vielleicht erstmal abgehoben – könnte aber vielleicht das einzige sein, was z.B. in diesen und künftigen Zeiten mit extrem hoher Fluktuation, Flexibilität, Diversität und Ambiguität der Lebendigkeit Gottes in menschlichen Gemeinschaften einen angemessenen Platz einräumen kann:

Da, wo z.B. verschiedene Gottesbilder im Raum sind, passt es vielleicht nicht mehr, nur ein einziges zu predigen, zu fördern und zu besingen und für die immer gleichen Menschen alles mögliche vorzugeben – wie könnte Gemeinschaft aussehen, die das anders handhabt? Und lässt sich sowas überhaupt in fest umgrenzten Organisationen umsetzen?

Da, wo die Geistkraft auch durch Kinder spricht, durch Unmündige, Ungebildete, Andersgläubige sprechen möchte – wie können wir Lehre (also Bildung in spirituellen Dingen) auf anderem Wege verstehen und erwarten als nur durch eine frontale Predigt von dafür ausgewählten und vorbereiteten Menschen?

Und was, wenn Jesus gerade nicht an den von uns vorgesehenen Treffpunkten zur von uns vorgegebenen Zeit durch unser vorbereitetes Programm handeln will – sind wir dafür überhaupt offen? Inwiefern können sich Programme und Gruppen auf so etwas überhaupt einlassen, wo sie vielleicht Klarheit, Vertrautheit und Beständigkeit bieten möchten?

Was, wenn Jesus nicht mal wollte, dass Menschen Christ:innen werden und ein Christentum praktizieren (also bloß eine weitere Religion, die dann aber „die richtige“ ist)? Was wenn wir uns einfach mit allen Menschen an einen Tisch setzen, uns einladen lassen, ihnen heilsam begegnen sollen, Glaubenssätze unserer eigenen Prägung hinterfragen und uns sogar von Menschen, die etwas anderes glauben als wir unsere eigene Sicht korrigieren lassen sollen? All das sind Dinge, die Jesus getan hat.

Was ist, wenn Gemeinde nicht deckungsgleich ist mit der Gruppe, mit der du dich jeden Sonntag triffst, und auch nicht mit deinem Hauskreis oder deiner Freundesrunde, sondern alle Menschen, mit denen du gerade in Kontakt bist, von denen du merkst, dass Gott sie dir in dein aktuelles Leben (oder dich ihnen) schickt und die dir irgendwie ans Herz wachsen? Was ist, wenn das gar nicht alles Christ:innen sind? (Und die das auch gar nicht werden müssen, weil Gott für alle Menschen gleichermaßen da ist?)

Ist es nicht solch eine Gemeinschaft, die den Namen „Gemeinde von Jesus“ erst so richtig verdient hat?

Und ja, dann ist es nebensächlich, ob du aktuell eine feste Gruppe mit Programmen besuchst und dort mitarbeitest, ob du eine andere Art von Gemeinschaft oder Projekt mitbetreibst oder ob du dich einfach mit Freund:innen triffst. Aber gleichzeitig ist dann auf einmal klar, dass all das nicht „Gemeinde“ ist und vielleicht ist es gut, wenn wir anders darüber zu sprechen beginnen.

Gemeinde ist das, was wir nicht in der Hand haben

Dann endlich darf Gemeinde das sein, was die kreative Geistin, die weht, wo sie will, gerade mit allen möglichen Lebewesen vorhat. Und das kann verrücktere und heilsamere Verbindungen und Ereignisse zustande bringen, als wir es mit unseren begrenzten Vorstellungen von Gemeinde je könnten. (Denn sobald wir diese auf etwas festlegen, kann Gott ja kaum noch dran rütteln, oder?)

Es können sich dann auch völlig unabhängig von bestehenden festen Gruppen fluide und flexible und nicht an Zeit und Raum gebundene Netzwerke bilden (und auch schnell mal ändern), die unsere größte Verbindlichkeit und Hingabe, unser bestes Organisationstalent und unsere kompetentesten Modelle für Gemeinde weit in den Schatten stellen.

Dann wäre es wieder authentisch zu sagen: God is in control (and she never makes mistakes?).

Das hieße auch Kontrolle abzugeben, indem wir eben nicht mehr von „Gemeinden“ sprechen und damit klar geregelte lenkbare christliche Organisationen mit Programmen meinen. Und dazu würde auch gehören, dass nicht wir beschreiben, wer zu welcher „Gemeinde“ gehört. Sondern dass wir das Gott entscheiden lassen, irgendwann mal zu beurteilen oder auch nicht.

Im Fokus steht dann stattdessen, dass die sich manifestierende Liebe Gottes sich unabhängig von religiösen Systemen auf alle (!) Menschen dieser Welt zubewegt und ihnen da heilsam und offen und ressourcenteilend begegnet, wo sich ihr Leben abspielt. Durch alle Menschen, die sich daran beteiligen. Und dass dabei unendlich viele ineinander verschränkte Netzwerke entstehen, sich verändern, nicht greifbar oder etikettierbar sind, aber trotzdem Halt geben und helfen, die Liebe untereinander zu erhalten.

Ein Traum von Gemeinde, die ganz anders ist als das, was gemeinhin als Gemeinde bezeichnet wird

Ich träume davon, dass in Zukunft mehr Platz ist für weiter gefasste Vorstellungen von Gemeinde. Und dazu wird gehören, dass wir den Begriff auch sprachlich anders verwenden. Ich bin überzeugt, dass darin ein großer Schatz liegt – gerade für gemeinde-müde Menschen. Und für Menschen, die (aus verständlichen Gründen) keinen Bock mehr auf Christentum haben, aber eigentlich das, was wir als von Gott kommend bezeichnen, auch gut finden und sich danach sehnen – ein versöhntes, liebevolles, erfülltes und friedfertiges Leben.

Ob ich „derzeit eine Gemeinde habe“? Fragen wie diese erübrigen sich mit dieser Perspektive, ja, sie machen überhaupt keinen Sinn mehr und sind sogar irreführend, weil sie komplexere Verbindungen nicht abbilden und wieder nur auf Organisationen mit Veranstaltungen abzielen, als seien diese ein selbstständiger Organismus. Sie sind es nicht.

Inwiefern in meinen sozialen Kontakten göttliche Inspiration sichtbar wird und an mir und anderen handelt und wirkt? Eine weitaus sinnvollere Frage. Und das hängt ganz allein davon ab, was seine kreative Kraft tut und ob ich sie erwarte und mich dafür öffne, auch außerhalb der planbaren Rahmungen. Und ich muss das nicht erst in einen Gottesdienst tragen, damit es wirkt und andere erreicht. 

Wir alle dürfen selbstständig und mündig als Priester:innen leben und uns bewegen. Wir dürfen uns verbindlich einbringen und Gott wird um jede:n von uns herum einen lebendigen Organismus manifestieren. Wow!

Gottes Gemeinde ist überall und nirgendwo, in dieser Welt verstreut und jeder Tag ist wieder ein Abenteuer mit dem Göttlichen, das so groß und differenziert und komplex funktioniert, dass keine Gruppe von Christ:innen es jemals definieren und verwalten könnte. Und gleichzeitig kann es in jeder Art von noch so bescheidener popeliger zwischenmenschlicher Zusammenkunft die vollste Auferstehungskraft zelebrieren. Wie geil ist das denn, hallelujah. Darin entdecke ich das Leben von Jesus wieder.  Das ist, wie ich Gemeinde verstehen will, wie ich Gott Gemeinde bauen lassen möchte- lasst sie uns nicht festhalten, wenn sie morgen weiter wehen will, als wir es heute rahmen können.


Sylvi Kegel (30) lebt mit Kind, Kegel und Katzen in Leipzig und schreibt seit kurzem über Glaubensveränderungen auf abseits.blog.

Die drei Brunnen III – sich mit der kreativen Quelle verbinden (Let it flow!)

Die Autorin Julia Cameron beschreibt in ihrem großartigen Buch „Der Weg des Künstlers“ einen dritten Brunnen, den ich hier vorstellen möchte.

Sie stellt darin einen von ihr entwickelten vielschrittigen Zugang dar, den eigenen inneren blockierten Künstler* zu heilen und erläutert, wie es auch eine Verbindung zu Gott -als dem:der Kreativ Schaffenden schlechthin- schafft, wenn wir uns auf die in uns angelegte Kreativität einlassen. Besonders für Menschen, denen eine apologetische oder bibliozentrische Ebene nicht (mehr) ausreichend ist, um zu einem mündigen und belastbaren Glauben zu finden, kann es also auch ein Weg sein, zu einer neuen Art von Spiritualität zu finden, die sich als gesund erweist. (Mir fielen einige Parallelen zur Mystik auf).

Nun vergleicht die Autorin den spirituell-kreativen Zugang im eigenen Inneren an einer Stelle mit einem Brunnen, der Brunnen gefüllt werden muss. Oder auch einem Teich, welcher gepflegt werden muss. Beides Bilder dafür, dass wir nicht nur lernen dürfen, die innere Quelle anzuzapfen, sondern auch, sie volllaufen zu lassen, um dahingehend sozusagen autark leben zu können.

Cameron spricht von diesem „künstlerischen Reservoir“, einem inneren kreativen „Ökosystem„, das wir „erhalten müssen“, indem wir es vor „Überfischung“ bewahren: den Brunnen also nicht immer nur leeren, sondern auch dafür zu sorgen, ihn auch immer wieder aufzufüllen. Es geht um Selbstsorge und gesunden Rhythmus mit Blick auf die eigenen kreativen Ressourcen. Und um ein Abchecken, ob wir noch mit der richtigen Quelle verbunden sind, nämlich der, in welcher Fülle vorhanden ist.

Um was für eine Fülle geht es denn nun?

„Die Sprache der Kunst besteht aus Bildern und Symbolen. Sie ist eine wortlose Sprache, selbst wenn unsere Kunst darin besteht, sie mit Worten zu jagen.“

„Die Sprache des Künstlers ist sinnlich, eine Sprache der gefühlten Erfahrung. Wenn wir an unserer Kunst arbeiten, tauchen wir in den Brunnen unserer Erfahrung ein und graben Bilder aus.“

Voraussetzung dafür, dass wir das tun können, ist es, den Brunnen mit Bildern zu „füttern“… und zwar mit kreativen Impulsen.

Zum Füllen des Brunnens eignen sich eine Reihe von sensorischen Eindrücken, die unser Künstlergehirn nähren: Visuelle Eindrücke, Klang, Gerüche, Geschmack, Berührung, Vergnügen, Spaß, Faszinierung, Mysterien, Magie. (Natürlich geht es nicht um Zauberei, sondern um den Zauber dessen, mit kindlicher Freude das Leben zu entdecken.)

Hierfür benötigen wir Aufmerksamkeit. (Oder, um ein inzwischen etwas ausgeleihertes Trendwort zu bemühen, Achtsamkeit ;-)).

Erfahrungen zu reflektieren und wahrzunehmen, welche Eindrücke sie hinterlassen, kann ebenfalls Futter für den kreativen Verwertungsprozess liefern. (Ich muss dabei an die Psalmen denken, welche ein gutes Beispiel dafür sind, wie es als kollektiv hilfreich empfunden werden kann, wenn ein Individuum seine inneren Prozesse ins Außen verarbeitet, jenseits aller Dogmen, wobei die natürlich ebenso mit einfließen, sofern sie als Eindrücke zugänglich gemacht werden. Manche mögen sie womöglich eher als Tanz oder Dialog zwischen sensorischen Empfindungen und Dogmen verstehen).

„Die Kunst scheint manchmal dem Schmerz zu entspringen, aber vielleicht liegt das daran, dass der Schmerz dazu dient, unsere Aufmerksamkeit auf Details zu lenken“, die uns dann nachhängen und zu Kunst werden.

Aber es muss nicht immer etwas Ausgefallenes sein, auch repetitive, regelmäßige Aktivitäten wie Handarbeiten (unter denen z.B. Jane Austen schrieb) wie auch Gemüse schneiden oder auf der Autobahn fahren. (Bitte nicht beides gleichzeitig…!) Das Ziel besteht darin, das Künstlergehirn zu aktivieren und dadurch in einen Fluss auftauchender Bilder hineintauchen zu können.

Anstatt also zwanghaft zu lesen, wenn wir im Zug oder im Sessel sitzen, gilt es, unsere fokussierte Aufmerksamkeit anzuknipsen: „Wir müssen uns unseren Lebenserfahrungen stellen, anstatt sie zu ignorieren. Kunst ist Phantasie im Spiel auf dem Feld der Zeit. Spielen Sie.“

Für mich erscheint das im Kontrast zu stehen zu dem, wie ich Glauben gelernt habe – was wir fühlen, erfahren, erspüren, er-leben und wahrnehmen, ist nicht so wichtig wie das, was gelehrt wird, was wir lesen, was uns beigebracht wurde. Auch wenn es Raum für scheinbar kreative Elemente gab (z.B. in Form emotionaler Lobpreis-Sessions), war doch immer ein starker Rahmen dafür da, wie diese Zeiten so abzulaufen haben. Starke Abweichungen führen zu Verunsicherung, wir möchten aber lieber Sicherheiten vorfinden und nur einen gewissen Grad an Herausforderung. Dieses Thema beschäftigt mich nach wie vor sehr, da ich inzwischen immer mehr glaube, dass wir so viele innere Künstler*innen blockieren und das Göttliche dadurch begrenzen. Eine Angst vor dem Ungewissen zeugt für mich nicht von tiefem Gottvertrauen, sondern vielmehr von einem Vertrauen in eine stabilie religiöse Praxis. Diese*r Gott ist nicht wild und wir sind es auch nicht, und das soll bitte so bleiben, weil wir Stabilität brauchen, im Außen.

Unweigerlich fällt mir dazu der Spruch ein, der Jeshua zugeschrieben wird, dass, wenn wir nicht umkehren und werden wie die Kinder, wir das Himmelreich nicht erleben. (Mt 18,3b) Kinder brauchen das Spielen. Es ist das Wesen eines Kindes, zu spielen. Das innere Künstlerkind muss spielen dürfen.

Nun klingt es etwas paradox, aber um in so eine Freiheit hineinzukommen, ist eine Art von Abhängigkeit nötig. Es ist aber die von der unerschöpflichen Quelle selbst, die wir immer wieder in uns hineinlaufen lassen müssen, durch Inspiration, innere Bilder usw.

Die Umkehr besteht also darin, von der Abhängigkeit durch Fremdurteile und Begrenzungen hin zu einer Abhängigkeit von Selbstannahme und Fülle zu gelangen:

Wenn wir uns, wie Julia Cameron im Kapitel „Den Fluss finden“ ausführt, zur spirituellen Abhängigkeit von dieser inneren Quelle hinwenden, die uns mit Möglichkeiten verbindet, die über uns selbst hinausgehen (was sie als Gott bezeichnet), erfolgt eine „Kehrtwendung“ – wir werden „uns selbst gegenüber aufrichtiger“ und „dem Positiven gegenüber offener“ ,“urteilen weniger über uns und über andere“, können „spontaner“ und befreiter leben, uns selbst „sanfter behandeln“ und andere werden sich „durch uns nicht so belastet fühlen“. Für mich ein Hinweis auf die christliche metanoia, die Umkehr, welche wir eigentlich benötigen – hin zur inneren kreativen Kraftquelle, die uns in einen heilsamen Aktivitätsmodus hineinführen kann.

(Auch Begriffe wie (christlicher) Anarchismus und Priesterschaft aller fallen mir dazu ein… und ich überlege, wie Gemeinschaften tatsächliche mündige alleindenkende und handlungsfähige Menschen hervorbringen können, und spüre, wie die Kunst uns da sehr große Dienste leisten kann, um uns wirklich dahin entwickeln zu können. Wiederum lässt sie sich nicht in eine Schema pressen, das gut kontrolliert werden kann – und genau das klingt für mich so nach Jeshua. Vielleicht könnte das Kirche helfen, wieder zu wachsen, wenn solche Themen wirklich in den Fokus rücken dürfen.)

Ich sehe, wie du wahrscheinlich längst bemerkt hast, das Prinzip mitnichten nur als etwas für „Kunstschaffende“, die also einem kreativen Beruf oder Hobby, wie mensch so schön sagt, nachgehen möchten. Sondern wenn wir uns Menschen als Wesen, die geschaffen und zum Schaffen bestimmt sind, dazu also, das kreative Wesen eines kreativen Gottes widerzuspiegeln, dann können wir das gesamte Leben als einen kreativen Schaffensakt betrachten. Alles Leben ist Kreiieren, weil immer etwas werden kann, was noch nicht ist, was aber als Idee schon irgendwo herumwabert, tief in uns drinnen schlummert, und zum Leben erweckt oder aus etwas bestehendem herausgeschält werden will. Geistliches Leben bedeutet dann wiederum, etwas Lebendiges zu kreiieren, was mit Hoffnung verbunden, mit Liebe durchtränkt, mit Vergebung durchzogen und von Güte geprägt ist.

Dass nicht mehr wir leben, sondern Christus in uns, kann dann bedeuten, dass nicht mehr das „ich sollte“, „man erwartet von mir“, „wahrscheinlich müsste ich mal“ usw unser Handeln und Sein bestimmen. Sondern ein „ich darf“, „ich träume“, bzw noch richtiger „Gott träumt durch mich wunderschöne heilsame Dinge in diese Welt hinein, die ich ins Leben rufen und ausführen darf“. Ich darf spielen, was die leise Stimme in mir singt, die das Leben in Person ist. Und ich darf mein eigenes Wesen, dass sowieso verbunden ist mit diesem Wesen, wenn ich es zulasse, ebenso herausbringen, darf einfach sein und tun, weil die Angst verschwunden ist, wenn ich mich wirklich geliebt weiß, mich selbst liebe.

Leider basieren viele gesellschaftliche Strukturen auf der Vorstellung, dass, wenn wir die Menschen noch mehr spielen, träumen, frei sein und herumalbern und einfach machen lassen, dann Schlechtes dabei herauskommen müsse, da der Mensch eben von Grund auf schlecht sei und daher Normierung benötigt. Vor allem auch unter Christen hat das leider eine lange Tradition und deshalb finden sich auch hier vermutlich viele blockierte Menschen.

„Die Abhängigkeit von dem Schöpfer in uns bedeutet wirkliche Freiheit von allen anderen Abhängigkeiten“. […] „Wir lernen jetzt, den Götzendienst aufzugeben – die vergötternde Abhängigkeit von anderen Menschen, Orten oder Dingen.“ „Stattdessen machen wir uns von der Quelle selbst abhängig. Die Quelle erfüllt uns unsere Bedürfnisse mit Hilfe von Menschen, Orten und Dingen.“

(In den biblischen Briefen finden wir das unter dem Stichwort „Gesetz der Freiheit“…)

Ich habe gemerkt- und auch in dem Kurs kommt es immer wieder darauf zurück- dass für diesen Weg ein durch und durch zugewandtes, wohlwollendes Gottesgegenüber unerlässlich ist. Das kreative Kind benötigt Zugewandtheit und Wertschätzung dafür, so sein zu dürfen, wie es ist und spielen zu dürfen, wie es spielt.

„Dadurch, dass wir angefangen haben, auf unser inneres Künstlerkind zu hören, hat auch dieses angefangen, sich immer sicherer zu fühlen.“

Da das einzige Medium, mit dem wir Gott wahrnehmen, letzlich doch wir selbst, unser eigenes Inneres, unsere Wahrnehmung, Auffassung, Ansichten, unser Leib, unsere Psyche, unser Erleben usw – ändert sich auch meine Wahrnehmung, Leiblichkeit, meine Blickwinkel, sobald mir in meinem Inneren kein strafendes, sondern ein wirklich wohlwollendes Gegenüber begegnet.

Wir brauchen als ersten Schritt dieses Prozesses, ein wirklich wirklich gütiges Gottesbild in uns zu kreiiren. Und das kann eine riesige Hürde sein, wenn mensch gewisse Prägungen und Gemeindeerfahrungen schon seit frühester Kindheit erlebt hat, die zwar einerseits immer von einem liebenden Gott sprechen, de facto, indem, wie Christen leben und konkrete Situationen beurteilen, aber doch immer wieder konstruiert wird, was aber dann doch noch alles wichtig ist, um so wirklich richtig nachfolgend zu sein, in den Himmel zu kommen etc. (Dazu ein anderes Mal mehr).

Eine riesige Hürde hinter sich lassen, bedeutet dann aber auch – einen riesigen Durchbruch zu erreichen, ein neues Land zu erkunden, in eine ungeahnte Freiheit hineinwachsen zu dürfen.

„Indem wir den Schöpfer in uns suchen und unser eigenes Geschenk der Kreativität umarmen, lernen wir, in dieser Welt spirituell zu sein; darauf zu vertrauen, dass Gott gut ist und wir und die gesamte Schöpfung es ebenfalls sind.“

Ich möchte dir vorschlagen, den Glaubensweg als einen kreativen Weg zu betrachten, der darin besteht, sich mit einem schöpferisch veranlagten Wesen zu verbinden, das große Lust daran hat, uns mit allen möglichen und unmöglichen kreativen Quellen in Verbindung zu bringen.

Und ja, das kann uns wegführen aus einer religiösen Praxis und einem komfortablen Orientierungsrahmen, in dem immer schon fest steht, was passiert.

Das Leben von Jeschua war äußerst kreativ und das vieler anderer Menschen ebenso, von denen in den biblischen Schriften oder anderen Büchern (z.B. über die Mystiker:innen) die Rede ist.

Es ging möglicherweise nie darum, sich einmal wöchentlich in eine nette Veranstaltung zu setzen und den Kopf etwas durchdenken, den Mund auch mal etwas nachzusingen zu lassen. Es war immer ein Unterwegssein im Ungewissen, Begegnungen mit Fremden, die zu Freunden wurden, Situationen, die ein Höchstmaß an Hingabe und hoffnungsvoller Fantasie erforderten. Und es ging um ein Glaubensleben voller kreativer Lösungsfindung (die natürlich auch anstrengend und aufreibend sein kann!), symbolträchtiger Poesie und purer buntester Lebendigkeit, mitten in Schmerz und Tragik.

(In dem recht jungen Liedtext „Leben“ von Tobias Wilhelm aus Münster gibt es die Zeile „Du stürmst mein Universum! Spritzt Farbe in den Tod!“, die genau das für mich sehr treffend ausdrückt und mich sehr bewegt hat).

Es geht um heilsames Spielen. Und wenn wir uns auf den Weg dahin machen, kommt die Gegenwart Gottes uns entgegen und taucht plötzlich hier und da auf und spannt Schnüre, wo wir uns gar keine vorstellen konnten. Wie aufregend, wie schön.

Das was wir, wenn solche Synchronizitäten passieren, als Wunder bezeichnen, ist laut Cameron eigentlich das Normale, und wird sich mit zunehmendem Gesunden des kreativen Selbst auch immer normaler anfühlen.

Für meinen durchgebeutelten Glauben ist es ein Lichtzeichen, ein großer Hoffnungsschimmer: Mit einem göttlichen Wesen unterwegs zu sein und daraus Kraft und Inspiration zu beziehen, muss kein Weg des Sollens, Müssens, des Vernünftigen, der Pseudo-Freiheiten sein.

Es kann ein Weg sein, auf dem nicht von vornherein beurteilt, beschämt, vorgegeben wird. Sondern auf dem sich eine innere, liebgewonnene kreative Kinderseele ins Außen befreien kann und hervorbringen darf, was da ist. Und in dem die Quelle so fest, der Brunnen so gefüllt wird, durch die Verbundenheit mit dem Strom, der uns alle verbinden kann, dass es auch völlig unwichtig ist, ob irgendwelche religiösen Positionen das aber anders sehen. Kreative (innere) Kinder an die Macht! 🙂

*Die Künstlerin ist natürlich genauso gemeint, der Einfachheit halber soll es hier mal bei der übersetzten Form belassen werden.

Die drei Brunnen II – Die Stille in mir

Auch die Kontemplationstrainerin und ehemalige Nonne Miek Pot hat über einen Brunnen geschrieben – der Brunnen der eigenen inneren Stille:

„Es ist wie im Märchen der Sprung in den Brunnen: Will ich aus meiner Lage entkommen, muss ich mich der Gefahr stellen. Ich springe in die Stille wie in einen Brunnen. Das, was sich auftut, ist dunkel, vielleicht leer. Vielleicht fängt mich dort nichts auf? Wenn ich nun auf dem Boden aufschlage? Zugleich öffnet sich im Abgrund eine neue Dimension, die sich zunächst nur schwer erkennen lässt: Ich lade die Angst an meinen Tisch. Ich setze mich der Stille aus. Und durch das Dunkel hindurch, durch die Angst führt der Weg auf die Blumenwiese meiner Seele, die nicht leer ist, sondern die schon immer bepflanzt ist und versorgt wird – auch wenn ich es nicht weiß.“

Das, was passiert, wenn die Stille (in Form eines Klosterbesuchs, einer längeren Zeit in der Natur, am Meer usw) gesucht wird, beschreibt sie so:

„Ich ertrage für eine Zeit, vielleicht auch immer wieder, das Alleinsein und nehme wahr, was die Stille mir sagen kann. Die Angst will mir einreden, dass ich dieser Situation ausweichen sollte. Es ist eine sehr alte Angst, eine kindliche Angst. Das Kind kann nicht allein überleben. Es kann nicht für sich sorgen. Dem Erwachsenen stehen demgegenüber ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung. Die Einsamkeit auf Zeit wird ihn nicht zerstören. Aber sie wird ihn mit einem Teil seines eigenen Seins in Verbindung bringen, den er, den sie bisher noch nicht ausreichend kannte. Wenn wir wirklich in Kontakt mit dem unendlichen, stillen Raum in uns kommen wollen, müssen wir zuerst bereit sein, uns selbst hiermit zu konfrontieren. Den Schatten bewusst zu leugnen oder nur zu negieren, würde bedeuten, den Weg nach innen zu versperren. Frieden kommt mit der Wahrheit. Diese beginnt mit der Akzeptanz der Wahrheit des Egos. Danach erhalten wir zugang zur Wahrheit der Stille hinter der Stille. Akzeptieren heißt, sich zu konfrontieren. […]“

„Sobald wir unserere Verteidigungsmechanismen bewusst sind, entsteht Raum. Raum, um die Spur zu wechseln. Wir stecken nicht mehr fest in einem bestimmten Abwehrsystem. Es entsteht Raum, der es ermöglicht Grenzen zu verlegen und alte Muster loszulassen.“

(Der zitierte Text ist dem Buch „Gib der Stille in dir Raum“ von Bettine Reichelt entnommen.)

Vielleicht boomen deshalb auch Selbsthilfe-Ratgeber, Meditation und Erholungsseminare… auch bei nichtfrommen Menschen. Weil es vielleicht nicht immer darum geht, irgendwelche Formeln zu einem konkreten Gott beten zu müssen. Sondern weil das göttliche sich manchmal genau darin zeigt, dass ich mir Zeit nehme, um mit meinen Schatten und meinen Lichtern einfach da zu sitzen und anstatt irgendetwas zu tun, einfach zu sein. Offen zu sein für das, was dann passiert. Vielleicht zeigt sich das Göttliche eben darin, Hoffnung zu haben, dass die Schatten ihren Schrecken verlieren, wenn sie einen Ort bekommen, an dem sie sein können. Und der Ort kann nur irgendwo in meiner Lebenszeit sein, ich darf ihn entstehen lassen. Und ich kann üben, auszuhalten, was passiert, wenn ich allein damit bin. Und ich kann beobachten, wie es sich verändert und wie ich mich lösen kann davon, wenn ich einen Ort habe, an dem ich es freilassen und spazieren gehen lassen kann.

Ich denke auch an Konzepte wie das der „Stillen Zeit“, welche mir persönlich einen unbeschwerten Zugang zu einem eigentlich schönen Thema vermasselt haben. Ich muss für mich andere Begriffe finden, um mich darauf wieder einzulassen. Und es geht ja gar nicht so sehr um tatsächliche akustische Stille. Selbst in einem leisen Raum höre ich meinen Atem. Und die Natur ist ebenfalls voll von Geräuschen. Und es geht auch nicht dazu, sich mit Bibelstellen oder Gebetsformeln direkt wieder in ein Rauschen zu begeben, mit denen das Eigene, Innere, unterdrückt und übermalt wird. Im Gegenteil – es darf hinaus, es darf sein, soll sogar.

Vielmehr ist also ein zur Ruhe kommen geschäftiger Aktivität gemeint. Eine Konzentration auf das Sein anstatt auf das Tun. Und vielleicht auch ein wertfreies Wahrnehmen.

Das was wirklich still sein muss, ist womöglich nur der „innere Kritiker“, ein Anteil, der uns ein schlechtes Gewissen machen möchte. (Und ja, ich nenne ihn auch gern den religiösen Kritiker). Denn das, was wir erleben, kann ansonsten auch etwas sein, was uns zerschmettert, wenn wir eher richtend oder wertend unterwegs sind (oder meinen, dass Gott so drauf ist). Für manche Menschen ist es deshalb womöglich besser, solche Stille eher unter Anleitung zu erforschen. Sich also hinterher von anderen auffangen zu lassen und zu reflektieren, was man vorgefunden hat.

Ich treffe mich seit einer Weile regelmäßig mit Freunden, um das Buch „Mystik und Widerstand. Du stilles Geschrei“ von Dorothee Sölle zu lesen. Bevor wir lesen, praktizieren wir immer erst eine Übung , die sich Examen nennt (ein bisschen an Ignatius Loyola angelehnt, aber eher in der Version von C. Bello und K. Reschke) – eine Art Tagesrückblick, bei dem wir verschiedene Schritte der Stille vollziehen. Zunächst werden kraftspendende und danach energieraubende Momente erneut durchlebt und anschließend in sich hineingehört, ob wir Impulse dazu wahrnehmen (von unserem höheren Selbst, Gott, wie auch immer man es nennen möchte), zuletzt ist Raum für Dank. Obwohl es wahrscheinlich nicht so gedacht ist, teilen wir oft unsere Momente miteinander, fragen uns, ob wir Impulse dazu gehört haben, erzählen was passiert ist in diesen stillen Zeitfenstern, und häufig erlebe ich dabei, dass wirklich Gedanken und Gefühle transformiert werden. Ich habe damit einen neuen Zugang zum spirituellen Erleben gefunden, der für mich viel mehr wert ist, als irgendwelche dahingesagten Gebetsfloskeln.. ich bin dafür sehr dankbar und wünsche mir zu üben, auch allein solche Zeiten einzubauen, um diesen Zugang zu festigen.

Es ist bereichernd, was ich damit schon zutage fördern konnte – aber es kostet auch Kraft und vor allem Überwindung – mich darauf einzulassen, mich hinabsinken zu lassen in mein intensives Erleben, meine Empfindungen und Interpretationen.. oft kommen Impulse, die ich noch mitnehmen und länger bewegen und mich damit befassen darf. Es läuft eben oft nicht über plötzliche Wunder, sondern das Wunder besteht darin, auf lange Sicht den eigenen Charakter transformieren zu lassen. Und das kostet Zeit, Kraft, Überwindung und viel viel Übung und lässt sich häufig nicht komplett allein bearbeiten oder nur mit dem, was wir Gott nennen, ausmachen.*

Mich bewegt beim Beschäftigen mit diesem Thema, beim Nachdenken darüber, wann, wo, wie, wie oft ich in meinen inneren Brunnen springe, insbesondere der Gedanke an jene Menschen, die es nicht geschafft haben, das Hineinschauen bzw Hinabsteigen in die eigene Einsamkeit und die eigenen Funktionsmechanismen auszuhalten. An die, welche den Versuch aufgegeben haben und jene, die daran verzweifelt oder sogar zu Grunde gegangen sind.

Und dann denke ich an das Potential, welches darin eben auch liegt – wir können einen Weg nach innen finden, der zuvor verschlossen war und uns eine neue Freiheit schenken kann, wenn wir aus diesem Raum dann wieder heraustreten und uns der Welt erneut zuwenden.

Vielleicht ist damit ja der „schmale Pfad“ gemeint, den nur wenige finden (und die anderen eben womöglich erst im Jenseits)? Vielleicht ist er deshalb schmal, weil immer nur eine Person drauf passt – nämlich die, die ihren eigenen Weg zu einem gelösten Sein findet. Indem sie sich erlaubt, ganz mit und bei sich sein zu dürfen, so wie sie ist.

*(Zu meinen, mit einer einzigen gesprochenen Formel sei schon alles getan, sollte meiner Ansicht nach eher dem Aberglauben zugerechnet werden, was dem Umgang vieler Menschen damit wohl eher entsprechen würde.. Worte, im richtigen Moment dem richtigen Menschen zugesprochen, können natürlich sehr viel bewirken, aber nicht alles, was wir noch an Entwicklung vor uns haben, ist durch entsprechende gesprochene Worte oder Proklamationen irgendwelcher biblischer Verse zu bewältigen.. ich würde sogar denken, womöglich das wenigste. Für mich ist Gebet daher nicht an sich ein Zaubermittel, sondern eine Methode um in einen bestimmten Zustand zu gelangen, der aber auch anders zu erreichen sein kann. Doch dazu vielleicht ein anderes Mal mehr..)

Die drei Brunnen I : Spiel des (Glaubens-)Lebens…

Well, well, well…

In meinem Glaubensprozess bin ich über die Jahre auf drei verschiedene Brunnen gestoßen und habe kürzlich gemerkt, dass sie sich auch mehr oder weniger zusammenbringen lassen und für mich ein ziemlich starkes inneres Bild darstellen. Dieses möchte ich gerne mit euch teilen.

Um es ein wenig ausführen zu können, mache ich am besten 3 einzelne Teile daraus.

Los geht es mit Brunnen Nr. 1:

Eigentlich hat das nicht so direkt mit dem Glauben zu tun, mir ist aber bewusst geworden, dass der Symbolgehalt sehr gut abbildet, was ich in den letzten ein zwei Jahren glaubensmäßig bewege und durchlebe. Auch aus anderen (zeitlichen und zwischenmenschlichen) Gründen ist diese Geschichte für mich mit meiner bisher längsten und prägendsten Glaubensphase, der ich gerade entwachse, unmittelbar verknüpft.

Bei meinem absoluten Lieblingskonsolenspiel (Zelda – The Ocarina of Time für Nintendo 64) gibt es eine Stelle in der Handlung, an welcher die Hauptfigur Link sich einem Brunnen stellen muss, um weiterzukommen.

Besser gesagt, sie muss sich dem Unbequemen stellen, das sie im Brunnen vorfindet – und wird im Laufe dieses Prozesses etwas wertvolles und nützliches erhalten, mit dem sie später noch weitere Tiefen gut meistern können wird.

Da es für mich sehr wertvoll ist, die spielerische Handlung szenisch zu verstehen, verknüpfe ich einzelne Aspekte mit Anmerkungen, wie ich die im Spiel vorgefundenen Metaphern für mich interpretieren und mir so etwas mitnehmen kann, das mir bei der Reflexion meiner eigenen Glaubensgeschichte hilfreich ist:

Als Erwachsener hat die Hauptfigur Link ein einschneidendes Erlebnis in einem Dorf, das mal recht idyllisch war. (Das bisher bekannte Glaubensleben? Die behütete christliche Landschaft..?) Er wird von einem Schattendämon angegriffen und beinahe getötet (einem mächtigen Monster, das schon sehr alt ist – im englischen heißt es evil shadow spirit- so könnte es im übertragenen Sinne für die Verdichtung uralter bzw früh gelernter destruktiver Überzeugungen, Gesinnungen und Mechanismen stehen, die plötzlich sichtbar bzw wirksam werden und das Leben zerstören), der aus dem Brunnen ausbricht und dann von einer ziemlich kompetenten Frau (Impa) einen Ort zugewiesen bekommt, wo er später in Ruhe schrittweise überwunden werden kann. (…= das Loslösen aus ungesunden und die Erarbeitung hilfreicherer Denk- und Handlungsmuster..?)

Für eine Zwischenphase, in welcher er das Auge der Wahrheit aus dem Brunnen bergen und dann damit zum Schattentempel gehen soll, wird Link von Shiek (zu dem sich Prinzessin Zelda zwischenzeitlich transformiert hat, wie Link erst später bemerkt) mit einem Lied und etwas Ermunterung aufgebaut.

(Ohne das Lied kommt er übrigens später nicht wirklich weiter, da es ihn tatsächlich an einen anderen Ort versetzen kann. Das erinnert mich an Menschen, die uns auf unserem Weg begegnen, die uns etwas mitgeben können, das wir als so wertvoll empfinden, dass wir nicht wüssten, wie wir sonst vom Fleck gekommen wären, ohne genau das, was uns diese Verbindung gegeben hat. Eine echte Ressource also).

Dafür wird dann auch unbedingt ein Gegenstand benötigt (d.h. eine spezielle Phase muss auch erstmal durchgestanden werden), welcher nur in diesem Brunnen zu finden ist – das Auge der Wahrheit.

(Man beachte – der selbe Raum, in dem das destruktive verortet wird, wird zu dem Hilfsmittel, durch welches genau diese destruktiven Kräfte überwunden und transformiert werden können und Ruhe einkehren kann).

Wer durch das Auge der Wahrheit hindurch sieht, hat eine andere Perspektive auf seine Umgebung – es wird deutlich, welche Dinge gar nicht wirklich da sind, die zuvor sichtbar waren.. und welche unsichtbaren Gefahren oder Ressourcen auch noch auffindbar sind, die vorher unsichtbar waren (für die man also „kein Auge hatte“). Man kann es also nutzen, um Situationen anders einzuschätzen und anders damit umgehen zu können. (Im übertragenen Sinne könnte es also z.B. für eine bestimmte Haltung stehen, mit der ein Mensch, womöglich auch kollektiver betrachtet, eine Gemeinschaft von Menschen, durchs Leben gehen kann, sobald sie entdeckt und entwickelt wird und man sie im Gepäck hat. Oder auch ein vertieftes Bewusstsein dafür, wo der Boden eben doch nicht wie angenommen trägt, wo Gefahren für die eigene gesunde Entwicklung bestehen und wo aber auch unentdecke Schätze und Ressourcen liegen können). Dem Wahrheitsbegriff widme ich mich lieber einmal ausführlicher an anderer Stelle… 😉

Ebenfalls spannend finde ich, dass es einen Hirnsauger (mit sogenannter Wächterfunktion, weil er einen eben davon fernhalten will, die Lupe, mit der man mehr sehen kann, ergreifen zu können) und einen gewissen (veränderbaren) Wasserstand gibt in diesem Brunnen, sowie etliche Wände, die nur optische Illusionen sind.

Das erinnert mich an eine Vermittlung davon, wie sich die Dinge verhalten (z.B. mit Gott, der Bibel und der Welt usw), die ich hier und heute unter Gehirnwäsche und Manipulation bzw Missbrauch einordne und von denen ich es endlich schaffe, mich mehr und mehr herauszulösen und frei davon zu werden. Die Hand im Gesicht, den eigenen Blick verdeckend, die individuelle Perspektive verneinend, stellt somit das Gegenteil zum Auge der Wahrheit, das man selbst in der Hand halten kann, sie ist das negierende, indoktrinierende ‚Deine Perspektive hat nur das zu sehen, was ich in der Hand habe‘.

In mir versinnbildlicht das den Ursprung der Sehnsucht nach eigenständigem GlaubensLeben. Danach, endlich alles religiöse ablegen und loswerden zu können, um mich mit dem zu umgeben, was Jeshua wirklich gemeint hatte. Es ist auch die Sehnsucht nach Freiheit davon, immer die Vorstellungen anderer vor Augen haben zu müssen (inklusive auch der eigenen, verinnerlichten).

Und dass einem manchmal das Wasser bis zum Halse stehen kann, Menschen untergehen oder aber Dinge bewältigen, indem sie den Wasserstand anzupassen schaffen, auch das hat ziemlich viel mit im System verankerten (bzw im eigenne Inneren abgebildeten) Rahmenbedingungen, Erwartungen und Ansichten zu tun. Manchmal ist das Herz so zugeschüttet mit engen Vorstellungen, wie Gott, die Welt und der Mensch einschließlich man selbst doch sein müssten, dass es daran förmlich ertrinkt und aus diesen hinabziehenden Vorstellungen nicht wieder aufzutauchen schafft.

Und schließlich sind da die von außen (bzw einer religiösen Obrigkeit/Richtung) auferlegten oder schon verinnerlichten und somit von einem selbst aufgetragenen Vorgaben, Richtlinien, Grenzen, Du-sollst- und Du-sollst-nicht- Sätze. Die Wände, die einem viele weiterführende Lebenswege versperren. Die Negierungen des eigenen Lebenswegs. Die vielen Da-geht-es-nicht-langs und So-machen-wir-Christen-das-nichtse. Die vielen Einschränkungen, Einengungen – oder, biblisch gesprochen- die Unterjochungen der Knechtschaft… in denen viele fromme Menschen leider ihr Leben verbringen. Oder die sie auch in eigentlich freiere Kontexte vielleicht mit hineinnehmen und diese dann gar nicht wirklich frei erlebt werden können… da die inneren Prozesse erstmal eine tiefergehende Umprogrammierung benötigen würden..

Die Methoden, um mit den vorgefundenen Schwierigkeiten am Grund des Brunnens umzugehen, bewegen sich zwischen militanter Gegenwehr mit Bomben und Schwert (einer klaren Kampfansage und dem bewussten Auflösen von Schrecken?), dem cleveren Lösen von Rätseln (manchmal ist es eben doch das gute alte rationale Nachdenken, das weiterhilft) sowie dem Spielen eines royalen Wiegenlieds (Entspannungsmethoden, Mediationsmusik, Innerer-Kind-Arbeit?).
Und dann ist noch bedeutsam, sich nicht mehr von sichtbaren Wänden den Weg zeigen zu lassen, sondern mutig Wege zu beschreiten, die hinter diesen liegen, die man zunächst mal nur erahnen und durch Versuch und Irrtum erkunden kann, später mit dem Auge der Wahrheit aber easy sehen kann. (Das ist für mich ein passendes Bild für das Aufgeben bisheriger Glaubenssätze und Überzeugungen.. Und damit auch dem Finden von neuen Überzeugungen, Haltungen und Perspektiven und dem Beschreiten anderer Wege.)

Interessant ist zudem, dass zuvor das ganze Wasser aus dem Brunnen gepumpt werden muss, indem Link in der Zeit zurückreist und als Kind in der Mühle über dem Brunnen die Hymne des Sturms spielt. (Manchmal muss erstmal alles raus… und erstmal eine große Erschütterung, ein großer Sturm und große Leere einkehren in die Idylle, von der man irgendwann mit voller Wucht gemerkt hat, dass sie trügerisch ist. Und manchmal kann das mit einem kindlichen Geist, einer Naivität, einem Entdecken von Autonomie („Trotzphase“ genannt) und dem Erkennen, dass man doch noch Dinge hat, aus denen man nie herausgewachsen ist, in denen man mündig werden darf, verbunden.. vieles hat sich eben doch in jungen Jahren eingeprägt und ist doch so lange schon gar nicht mehr dienlich..)

Für mich war es eine weiterbringende Erkenntnis, mich zu erinnern, wie oft ich das in dem Spiel durchgespielt hatte.. und wie ich es jetzt im echten Leben auch durchspielen „darf“ – bzw muss, um nicht daran zugrunde zu gehen, wie sich die Dinge so entwickelt haben. Ich möchte zu denen gehören, die nicht daran zugrunde gehen. Bzw um im Bild zu bleiben – die den Grund ergründen um dann mit einer neu gefundenen erweiterten Perspektive wieder hinaufklettern und zu neuen Abenteuern (ja, auch in hinter Friedhöfen liegenden Schattentempeln) aufbrechen zu können, an die ich mich dann wage. Und ich bin dankbar für jeden Schritt im Ungewissen, wo ich von Neu Entdecktem getragen werde.

„Geh hin, wo du nicht kannst, sieh, wo du siehest nicht; hör, wo nichts schallt und klingt, so bist du, wo Gott spricht.“ – Angelius Silesius

Alle Bilder von https://www.zeldaeurope.de/spiele/oot/walk/018.php

Bis auf Beitragsbild: https://www.planet3ds.de/images/db/52199.jpg

Dialog im Nebel

Wenn ich mit bekannten und viel gepflegten Anreden und Zuschreibungen Gottes nicht mehr so viel anfangen kann, wie kann ich denn dann etwas formulieren, was für mich einem Gebet entspricht?

Darüber mache ich mir häufig Gedanken. Bestimmte Arten zu beten vermisse ich kein bisschen. In den Gemeinden, die ich kannte, war immer klar, wenn jemand fragt, ob wir noch beten wollen, dann war damit gemeint, dass Menschen Worte sprechen. Oft war auch allen klar, wie so ein Gebet dann abläuft, und auch dort, wo vorformulierte Gebete tendenziell verpönt sind, bürgern sich dennoch mit der Zeit Floskeln und Phrasen ein, die mensch dann eben so sagt, beim Beten. Das ist nicht per se schlecht und Rituale erfüllen im (zwischen)menschlichen Alltag eine wichtige Funktion. Da wo gegangene Wege allerdings irgendwann so ausgetreten sind, dass kaum mehr Gras wächst, muss ich auf Abstand gehen.

Außerdem gab es da auch noch diesen Hinweis, dass es nicht darum gehen kann, viele Worte zu machen. Die innerlich stattfindenden Prozesse sind wesentlich wichtiger und die sind nicht unbedingt an den Worten festzumachen, dennoch kann die Wortwahl und Gewohnheiten bestimmte Gebetsverständnisse begünstigen, während andere mehr oder weniger unmöglich werden, und sei es auch „nur“ aufgrund von Gruppendynamik.

Abseits dessen, was mir jahrelang als Gebet bekannt war bewegt sich in mir ein großes Fragezeichen – warum ausgerechnet mit der großartigsten aller Existenzen oft so gekünstelt gesprochen wird. . Mich dem zu entziehen, dass das eben so gemacht wird, weil mensch das eben so macht, gelingt mir in der Gemeinschaft gerade fast gar nicht mehr.

Ganz schnell sind wir dann wieder beim männlichen Fürbitt-Gott, dem wir mit vielen Worten erzählen, was er ja gerade sieht, bevor wir ihn bitten, uns bzw denen, für die wir beten, zu helfen, den Alltag zu schaffen oder auch heikle Situationen zu bewältigen.

Ohne bestimmte Formen abwerten zu wollen, die für Menschen wichtig und gut sind, habe ich gemerkt, dass ich mit vielen von diesen Bekannten Sachen nicht mehr besonders viel anfangen kann.

Sie funktionieren einfach nicht mehr so wie bisher, sind mir zu phrasenhaft….und zu weit weg von einem Gottes- und Weltbild, mit dem ich tatsächlich die Realität verknüpfen kann.

Gleichzeitig sehne ich mich aber noch immer danach, das große Du, das liebende Gegenüber hinter aller menschlicher Existenz zu adressieren.

-Zwischenstand.-

Im Abstand zum Bekannten wurde für mich das Einfach-da-sein, das Hinspüren, das Zuhören, Präsenz, die sich einfach verbindet mit dem was ist und mit dem was werden darf, erneut wichtig.

Das hatte mir oft viel zu wenig Platz. In Gemeinschaft ist so etwas womöglich ja auch schwieriger..erst recht wenn Rahmen und/oder Gewohnheit dafür fehlen. Vor allem, wenn eine bestimmte Art von Präsenz, Zusammensein, Zusammenschweigen von anderen eben nicht als Gebet aufgefasst wird, sodass sie dann immer noch ihre Gebetsformulierungen hintenran hängen müssen, weil es sich sonst nicht richtig anfühlt (für mich fühlt es sich dadurch oft eher wie Aberglaube an.. so verschieden sind wir eben dann doch manchmal..)

Dann wieder fällt es aber auch schwer, das Schweigen auszuhalten. Ich kann das nicht besonders gut. Mir helfen dann (und auch das ist in etablierter Gemeinschaft weniger leicht zu erkunden bzw zu entwickeln) Melodien, ein Satz, ein paar Worte, Bewegung und/oder die Konzentration auf die Atmung, um ein Geländer zu haben, an dem entlang ich mich an den Ort begeben kann, an dem ich dem großen Du begegne und mich ganz in die Präsenz hüllen lassen kann, welche ich dort vorfinde, und die so auf geheimnisvolle Weise beginnt, auch in mir sich einen Weg zu bahnen.

Und dann manchmal soll es aber eben doch ein Gespräch sein. Mit Worten als Anker zwischen den Zeitformen, die meinem Ausstrecken in himmlische Sphären Halt geben und mir helfen, alle Ebenen zu verknüpfen.

Vor ein paar Wochen kam mir während eines Spaziergangs die Idee, in etwa so zu beten (ich erinnere mich leider nicht mehr genau, deshalb sind das hier nur Beispiele für Zeilen):

Ewiges, liebendes Du. .

Öffne mich für die Dankbarkeit und die Liebe.

Bewege und entfalte mich in dir, kreative Schaffenskraft.

Verbinde mich mit deiner Güte. Öffne mich dem versöhnten Leben.

Mache mich weit für die Freiheit. Sei mein innerer Schutz.

Atme Vergebung und Neuanfang. Verbinde mich mit dem Leben.

Öffne meinen Blick für dich (das lebendige liebevolle Sein) – in allen meinen Begegnungen.

Verschenke mich, teile was mir zuteil wurde.

Lasse die Schwere weiterziehen. Lass mich umarmen. verweilen. tanzen.

Um das Leben zu würdigen, in mir, und in allen Geschöpfen.

An so einer Art von Gebet mag ich, dass nicht im Mittelpunkt steht, dass Gott irgendwas für mich machen soll, sondern dass ich versuche, die Sachen, die ich um mich herum immer mehr sehen möchte, in mir selber zu entfalten. Und auch die personalen Pronomen sind stellenweise nicht eindeutig (vor jeden Satz könnte auch ein „Ich“ stehen, sodass auch klar wird, dass ich selbst für das mir geschenkte Leben Verantwortung übernehmen darf und diese nicht einfach abgebe, damit ein wie auch immer gearteter Gott mir das mal eben abnimmt.), was mich an Eckhart Tolles Erklärung zu „Sei still. Und erkenne. Ich bin. Gott.“ erinnert. So ist nämlich auf einer bestimmten Stufe gar nicht mehr so klar, ob ich mich selbst ausrichte oder Gott adressiere. So gesehen kann ich auch sagen: Mein Ausgerichtetsein auf ein nichtmenschliches Gegenüber voller geheilter Eigenschaften und Möglichkeiten führt dazu, dass ich mich selbst, meine Wirklichkeit, ausrichte auf diese Eigenschaften hin und so wieder in Balance komme, und Zukünftiges in die Gegenwart spreche.

Ich richte mich aus. Ich richte mich auf. Und natürlich nicht aus eigener Kraft, und darin besteht das Gotteslob, das genügt: ein von einer lebendigen Begegnung mit der unerschöpflichen inneren Quelle zur Liebe hin verändertes Menschenleben.

Und was ist nun mit Fürbitte?

Wenn ich auf diese Weise aus dieser Quelle geschöpft habe, dann wird anderen die Begegnung mit mir auch automatisch zum Segen werden. Und mit wem immer ich mich gedanklich, sobald möglich aber auch in einer zwischenmenschlichen Begegnung, dann verbinde, mit dieser Person verbindet sich ja auch potentiell alles an guten Sachen, womit ich mich verbunden habe. So entstehen Segenskreisläufe. Das kann mitunter eigenverantwortliches Handeln, auch außerhalb der Komfortzone bedeuten. Und auch umgekehrt, dass mir gute Dinge, die ich erfahren und entwickeln möchte, womöglich an Orten und durch Menschen zuteil werden, die selber zum Beispiel gar nicht beten. Gott ist so viel größer.

Die feminine Gottin

Gott – das ewig herrlich-männlich-väterliche Idol? Bist du so? Bist du nur so? Oder auch noch anders?

Inzwischen erscheint es mir wie Götzendienst, dich mir als explizit männlich vorzustellen.

Und doch kenne ich es nicht anders von den Gemeinschaften, in denen ich bisher geglaubt habe, dich zu finden. Ich habe dich dort nur halb gefunden. Immer als Mann. Immer wurde über dich nur männlich gesprochen. Ich möchte das nicht mehr. Es wird dir nicht gerecht. Und es wird einer gleichberechtigten Gesellschaft und Glaubensgemeinschaft nicht gerecht.

Nun hat ein grammatikalisches Maskulinum für die tatsächlichen Eigenschaften der beschriebenen Sache ja nicht unbedingt etwas zu sagen… Der Tisch ist nicht männlicher als die Lampe. Jedoch geht es hier um eine Person – und vor dem Hintergrund der Unterdrückung von Frauen durch jahrtausende andauernde patriarchale Strukturen ist es dann eben doch auch mal wichtig zu überlegen, ob das so noch Sinn macht – oder je Sinn gemacht hat.

Wir lesen, wie z.B. der Theologe Frank Crüsemann festgestellt hat, dass die Menschen ein Ebenbild von dir sind – männlich und weiblich – und du deshalb eben auch männlich und weiblich bist.

Aber glauben wir das tatsächlich? Ich habe es bisher so gut wie nie wahrgenommen, dass das einen Platz bekommt. Ja, da ist dieser Vers darüber, dass du tröstest wie eine Mutter… aber viel mehr in die Richtung kam dann auch nicht.

Bei mir hat das dazu geführt, dass es sich sehr komisch anfühlt, von dir als weiblich zu sprechen. Es hat sich eben einfach so durchgesetzt – unser Gott ist männlich. Punkt.

Ich vermute, dass Jeshua vom Vater gesprochen hat, hatte gute Gründe – weil in dieser Zeit eben ein Vater viel mehr Handlungsspielraum hatte und ernster genommen wurde. (Das gleiche gilt für die Bezeichnung „Herr“- weibliche Regierungschefs waren damals einfach nicht wirklich denkbar..). Außerdem war es in dieser Zeit wichtig, die Betonung auf einen einzelnen Gott zu legen, da sonst womöglich allzuschnell von den Menschen aus einer weiblichen und männlichen Seite ein Götterpaar gemacht worden wäre (Karl Veitschegger, 1981).

Mit seinem Leben hat Jeshua ja trotzem (oder gerade deswegen) auch gezeigt, dass Frauen gleichberechtigt sind – sei es als Gesprächspartner:innen, Zeug:innen oder als Jünger:innen bzw Apostel:innen. (Dass die später beim Aufschreiben eher wenig Raum in der Erwähnung bekommen haben, lag ja nicht an ihm). Er war außerdem durch eine weibliche Teenagerin zur Welt gekommen (was Gott sicher auch anders hätte lösen können). Und er hat auch nicht davor zurückgeschreckt, Tätigkeiten zu übernehmen, die eher von Frauen erwartet wurden. Jeshua hat sich über Kategorien hinweggesetzt (z.B. auch die des Alters) und sogar mal von einer „heidnischen“ (!) Frau(!) seine Meinung ändern lassen. All diese Dinge sind heute für viele Menschen noch genauso anstößig.

Was ich sagen will – selbst für damalige Verhältnisse waren da schon recht viele Dinge dabei, die so eigentlich skandalös waren. Aber manches hätte vielleicht wirklich nicht weiter transportiert werden können, wenn Jesus als Frau erschienen und von einem mütterlichen Gott gesprochen hätte..? (Macht er vielleicht nächstes Mal?) Weil die Menschen einfach nicht so weit waren?

Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es Gott wichtig ist, als Mann betrachtet zu werden.

Nur, dass Gott möchte, dass die Menschen dieses in grenzenloser Güte regierende Wesen hinter allem entdecken, dass sich ihnen in „radikaler Akzeptanz“, wie es ein tübinger Studentenpfarrer in einer Predigt formuliert hat, zuwendet. Und dafür ist es vielleicht mehr als nötig, bestimmte Bilder von Gott loszulassen, die Menschen daran hindern, diese Güte zu erfahren…

Selbst die heilige Geistkraft, die im hebräischen weiblich ist (und im griechischen zumindest sächlich) müsste doch eigentlich als die Geistin oder wenigstens das Geistige/Geistliche in unsere Sprache eingehen und könnte das auch theologisch ziemlich unverfänglich. Tut sie aber nicht. Vielleicht weil, als sich auf die Trinität geeinigt wurde, es zu skandalös gewesen wäre, wenn da ein weiblicher Teil dabei gewesen wäre. .? Weil die Männer, die das entschieden haben, und die religiösen Systeme, die es fortgeführt haben, es nicht so gut kontrollieren und ihre Machtposition stabilisieren konnten, wenn da ein Teil Gottes keine männliche Person ist? Sondern eine weiblich-schöpferische Kraft, die weht, wo sie will?

(Zum Thema weibliche Geistkraft gibt es einen schönen Artikel von Erika Godel.)

Ich habe gar nichs gegen das Väterliche von Gott. Ich mag diesen Aspekt auch. Ich möchte nur, dass das Mütterliche und Weibliche auch Raum bekommt. Und eigentlich sind diese Attributionen (väterlich – hart, kriegerisch, wild, und mütterlich – nährend, versorgend, Leben hervorbringend, besänftigend) auch ziemlich problematisch… Weil es Konstrukte sind, welche im Wandel der Kontexte neu gefüllt oder eben verändert werden müssen – denn was ist gemeint, wenn etwas als väterlich oder mütterlich, männlich oder weiblich bezeichnet wird- und sei es ein Gott? Schnell wird hier offensichtlich, wo Konstrukte zu normativen Schablonen geworden sind, welche die Realität begrenzen.

(Ich las neulich in der Zeitschrift ‚Psychotherapie und Seelsorge‘ einen Artikel, in dem sinngemäß stand, dass väterliches Spielen für das Kind wichtig sei – weil sie mehr raufen und das Kind in die Luft werfen/gewagtere Dinge unternehmen, das Kind mehr herausfordern usw. Da habe ich mich wirklich gefragt, ob ich lachen oder weinen soll und in welchem Jahrhundert der Autor lebt. – Leider eine verpasste Chance, um mit alten Mythen aufzuräumen..)

Für mich ist der Begriff des Vaters deshalb wichtig, weil es um eine familiäre Tischgemeinschaft geht, und nicht zu allen Zeiten alle möglichen Leute daran teilnehmen durften, sondern nur nahe Verwandte. Noch immer geht es in den meisten (auch christlichen) Kleinfamilien so zu, dass sich zu allererst um die biologischen Kinder und Verwandten gedreht, für diese gelebt, gesorgt und mit diesen geteilt und Gemeinschaft gepflegt wird. Genau das ist aber nicht das, was Jeshua vorgelebt hat.

Sondern – wenn Gott unabhängig von Klasse, Geschlecht, Volk etc alle Menschen zu sich einlädt, und sich ihnen gegenüber wie ein Vater verhält (und natürlich auch wie eine Mutter), dann ist das in erster Linie ein Hinweis darauf, dass – da wo sich alle als Kinder derselben Person begreifen – alle Menschen zueinander ein Verhältnis haben können, als ob sie miteinander eng verwandt sind. Und das ist etwas wunderschönes.

Darüber hinaus glaube ich nicht, dass Gott ein Geschlecht hat (Jeshua sagte mal, nicht mal die Engel haben eins) und dass es für ihn irgendeine Rolle spielt, ob wir ihn uns eher als männlich oder weiblich vorstellen.

Doch für das Leben der Menschen hier macht es einen enormen Unterschied. Und deshalb wird mir immer wichtiger, dass da eine Ausgewogenheit hineinkommt.

Wenn ich glaube, dass Gott in sich für die Würde aller Menschen und die Gleichberechtigung der Frauen einsteht (und davon bin ich überzeugt), dann möchte ich, dass das Glaubensleben (also das, wie sich täglich das Vertrauen in dieses Wesen manifestiert, wie es sich in Gemeinschaften äußert und in der Sprache darüber) das auch reflektiert. Und es macht mich traurig, dass ich bisher keine christliche Gemeinschaft kennengelernt habe, in der das passiert. (In der eben z.B. nicht „der“ heilige Geist gesagt wird, wenn darüber gesprochen wird). Ich wünsche mir, in die Richtung mehr zu entdecken. Und ich bin dankbar dafür, dass mein Gott größer ist als jede Box, in die Menschen sie stecken wollen.

Vielleicht war es sehr clever, dass im jüdischen der Name Gottes JHWH ein Räsel bleibt, nicht ausgesprochen und nur mit Umschreibungen eingegrenzt wird. Am ehesten könnte das vielleicht mit der „wehende“ und „ich werde sein, der ich sein werde“ übersetzt werden.. wie könnte, wie wird das Wesen Gottes noch sein, wenn wir es wirklich sein lassen?

Wir sollen uns kein Bild von Gott machen – ich glaube, dass das nicht wirklich möglich ist, da wir Menschen uns immer Vorstellungen von allem möglichen machen, und der rosa Elefant längst in unserem Kopf sitzt. Anstatt uns ein einziges – z.B. ausschließlich männliches- Bild zu machen, wäre es also ratsamer, uns verschiedenen Vorstellungen zu öffnen -und somit eben auch mit der als weiblich attribuierten Seite Gottes zu befassen. Und diese Seite auch einzubeziehen, zu addressieren, auch dieser Seite zu vertrauen. Die nur dann auch Raum bekommt, wenn die Vorstellung der weiblichen Gottin (für mich gerade ein guter Zwischenbegriff ;)) auch in die Sprache an und über sie Eingang findet. Für mich ist das eine spannende und ermutigende Entdeckung. Und ich will ihr diesen Raum geben.

Und es gibt wohl auch keinen besseren Zeitpunkt, eine Seite an Gott bekannt zu machen, die nicht nur alte, weiße Männer repräsentiert, als jetzt, hier und heute. Eigentlich ist es dafür schon lange höchste Zeit.

Ich danke dir von ganzem Herzen, du Ewig Werdende, die du sein wirst, dass du mir heute begegnest als die, welche du auch bist.

Harmonia Rosales – The Creation of God (2017)